Vergleichen
Hand auf’s Herz: wer hat noch nie einen Vergleich mit einer anderen Person angestellt – ganz gleich, um was es ging. Ich bezweifle, dass irgendjemand mit Absolutheit „habe ich nicht“ antworten kann. Dabei ist es ganz gleichgültig, um was der Vergleich ging: sei es um sportliche oder schulische Leistungen, sei es um materielle Dinge.
Im Evangelium vom vergangenen Sonntag stellen die Arbeiter, die früh angefangen haben, einen auf den ersten Blick „richtigen“ Vergleich an: wieso bekommen sie (im Nachhinein betrachtet) nicht mehr Geld als diejenigen, die erst gegen Ende des Tages mitgearbeitet haben. Sie sind nicht erfreut als dem nicht so ist. Aber wieso sollten sie mehr bekommen? Sie erhalten den Betrag, den sie zu Beginn des Tages vereinbart haben. Was sie nicht im Blick haben: sie haben den ganzen Tag in der Sicherheit gearbeitet, Lohn zu erhalten und damit ihre Familie ernähren zu können, (über)leben zu können. Im Vergleich dazu waren die Arbeiter, die erst zum Ende eingestellt wurden, deutlich schlechter dran: sie wussten den ganzen Tag über nicht, ob sie abends mit leeren Händen nach Hause gehen würden.
Wenn wir in Situationen, in denen wir vergleichen oder neidisch sind, in denen wir klagen oder beklagen, einfach mal dem Nächsten gönnen können. Wie wäre das?
Patrizia Magin
Meditation
Neidisch
brauche ich nicht sein,
im Gegenteil:
Ich darf mich mit jedem Menschen freuen.
Vergleichen
brauche ich mich nicht, denn:
Bei unserem Gott
kommt wirklich niemand zu kurz.
Beklagen
über die Fülle von Arbeit
brauche ich mich nicht;
im Gegenteil:
Ich darf seine Welt,
sein Reich dadurch mitgestalten.
Gönnen
darf ich allen Menschen,
was sie bekommen und
worüber sie sich freuen, denn:
Ich bin reich beschenkt mit seinem Segen.
© Reinhard Röhrer, www.spiritualitaet.de/impulse-jahreskreis
Standpunkt
Am vergangenen Sonntag haben wir im Evangelium gehört, wie oft wir einander verzeihen sollen. Auf Petrus‘ Frage, wie oft verziehen werden soll, antwortet Jesus: „Ich sage dir nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ (Mt 18,22)
Wenn wir uns in unserem Leben so umschauen, dann entdecken wir oft das eine oder andere kleinere oder größere Ärgernis. Nicht selten fühlen wir selbst uns unverstanden, sehen uns als Sündenbock, sind zerstritten mit Anderen. Da kann es helfen, die jeweilige Angelegenheit mit den Augen des/der Anderen zu sehen. Wie heißt es so schön? „Auf den Standpunkt kommt es an.“ Vielleicht kann dann ein Streit oder ein Zerwürfnis beigelegt werden. Ein Versuch ist das allemal wert.
Patrizia Magin
Fast umgekehrt - Impuls
Den eigenen Standpunkt vorübergehend verlassen
sich in die Lage des anderen hineinversetzt
eingefühlt
sich das einmal vorgestellt
wie es wohl wäre umgekehrt
wenn ich in der Situation…
ehrlich, das fühlte sich nicht so gut an
nicht wirklich schön…
also schnell wieder zurück zum eigenen sicheren Standpunkt
immerhin habe ich mich gedanklich eingelassen
so etwas bringt einen ja immer weiter
in der eigenen Entwicklung
ähm, wo war ich noch stehen geblieben?
Ute Elisabeth Mordhorst in: Ideenwerkstatt Gottesdienste, Nr. 5/2023, Lesejahr A, Herder-Verlag
Liebe - was sosnt?
„Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ (Röm, 13, 10)
Mit diesem Satz endet die zweite Lesung des vergangenen Sonntags. Paulus verweist auf die Zehn Gebote, rückt dann aber das Doppelgebot von Gottes- und Nächstenliebe in den Blick- und Mittelpunkt. Das bedeutet nicht, dass die anderen Gebote keine Gültigkeit haben – ganz im Gegenteil: denn bei genauem Lesen fällt auf, dass diese Gebote dem wichtigsten Gebot zu- und untergeordnet werden. Mir fällt dazu spontan der Vergleich mit dem Korintherbrief ein: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1 Kor 13, 13)
Die Liebe zu den Mitmenschen, aber auch zu mir selbst ist die Erfüllung von Gottes Willen. Aber das ist meist nicht immer so einfach, oder?
Patrizia Magin
Liebe – was sonst? Eine Meditation
Paulus im Liebestaumel:
»Wer den andern liebt,
hat das Gesetz erfüllt.«
Liebe ist das erste Gebot.
Liebe ist das letzte Gebot.
Wer bietet mehr als Liebe?
Liebe zum Ersten.
Liebe zum Zweiten.
Liebe zum Dritten.
Alle Gebote, mögen sie auch
noch so groß sein,
passen in das eine Liebesgebot:
»Du sollst deinen Nächsten
lieben wie dich selbst.«
Begründung:
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.
Die Liebe tut den Nächsten nicht belügen.
Die Liebe hat keine Lust, den Nächsten zu hassen.
Das gilt für alle Gebote der Liebe:
»Ich werde nicht die Ehe brechen,
solange ich von Liebe erfüllt bin.«
»Ich werde nicht töten,
solange ich von Liebe erfüllt bin.«
»Ich werde nicht stehlen,
solange ich von Liebe erfüllt bin.«
»Ich werde nicht begehren,
solange ich von Liebe erfüllt bin.«
Heiliger Gott!
Erfülle und erfühle meine Liebe:
Hier und dort und überall.
Peter Schott in Ideenwerkstatt Gottesdienste, Nr. 5/2023, Lesejahr A, Herder-Verlag
Herausforderungen
Jede/r von uns kennt das: wir freuen uns über etwas und wissen auch, dass der nächste Ärger/die nächste Krise ganz von selbst kommt – ohne unser Zutun. Nicht selten steht eine Herausforderung bevor: das Meistern einer schwierigen Aufgabe in der Schule; der Beginn eines neuen Projekts im Beruf; eine Diskussion in der Partnerschaft oder im Freundeskreis …
All diese Herausforderungen leben von einem: der Kommunikation. Es ist notwendig und wichtig, sich mitzuteilen, seine Meinung zu äußern – gegebenenfalls auch zu ändern – und die Anderen auch über Veränderungen im Umfeld oder in der Angelegenheit zu informieren.
Im Evangelium des vergangenen Sonntags kündigt Jesus seinen Jüngern die bevorstehende Leidenszeit an. Wer kann es Petrus verübeln, dass er so etwas nicht hören will? Er will, dass alles so bleibt, wie es ist – denn so ist es gut, in seinen Augen. Doch Jesus macht ihm und den anderen Jüngern klar, dass seine Nachfolge nur als Nachfolge unter dem Kreuz möglich ist. Das kann Angst machen, bietet aber gleichzeitig Chancen und Herausforderungen. Jesus fordert seine Jünger heraus, indem er ihnen Aufgaben überträgt, indem er ihnen zutraut, seine Worte und Werke weiterzutragen, zu verkündigen. Und das traut er auch uns zu – lassen wir uns auf diese Herausforderung(en) ein!
Patrizia Magin