Arm/reich-Gefälle - Meditation
Für alle, die sich auf arm/reich
keinen Reim machen können:
Reicher Mann – so fing es an:
Reich an Geld, reich an Leinen.
Alles gut – so sollt man meinen.
Reicher Mann – so geht es weiter:
Reich an Freude, viel zu sagen.
Alles gut – er kann nicht klagen.
Reicher Mann – vor seiner Tür
Armer Mann, der Lazarus.
Sein Leben, das war kein Genuss.
Armer Mann – vor dieser Tür:
Arm an allem, was arm macht.
Reicher gibt auf ihn nicht acht.
Armer Mann – stirbt vor der Tür:
Armer Mann wird ohne Fragen
in Abrahams Schoß getragen.
Reicher Mann – stirbt begraben:
Reicher Mann hat viele Qualen.
Muss für seinen Luxus zahlen.
Armer Mann –
Armer Mann lebt jetzt famos
voller Glück im „Abra“-Schoss.
Reicher Mann – in der Hölle:
Reicher will retten, was zu retten ist.
Doch alles ist wie großer Mist.
Die Geschichte, sie endet,
und endet doch nicht.
Gott lässt es enden,
so wie ein Gedicht.
„Barmherzig“ heißt sein Zauberwort.
Es lebt und wirkt an jedem Ort:
Wir wollen heute schon vertrauen
und mit Gott am Leben bauen.
Peter Schott in Ideenwerkstatt Gottesdienste, Nr. 6/2022, Lesejahr C, Herder-Verlag
Was bin ich schuldig?
Das hat sicherlich schon der eine oder andere gefragt, wenn jemand uns etwas mitgebracht hat bzw. ganz explizit eingekauft hat. Schließlich wollen wir – wenn jemand uns schon einen Gefallen tut – den Anderen nicht auf den Kosten sitzen lassen. Umgekehrt wollen wir das ja auch nicht, oder?
Wie sieht es denn aber bei immateriellen Dingen aus? Wie verhalte ich mich, wenn jemand anderes merkt, dass es mir nicht gut geht und sich dann Zeit für mich nimmt? Frage ich danach auch, was ich schuldig bin? Wohl kaum! Und wie wäre es im umgekehrten Fall: ich nehme mir Zeit für jemand Anderen, weil ich merke, dass er oder sie jemanden braucht zum Zuhören – stelle ich diese Zeit dann quasi in Rechnung? Vermutlich auch nicht!
Am vergangenen Sonntag haben wir im Evangelium (Lk 16, 1-13) von dem habgierigen Verwalter gehört, der erst zur Einsicht kam als sich die Menschen bei seinem Chef über ihn beklagt haben. Als ihm das Wasser bis zum Hals steht, fragt er seine Schuldner nach ihren Schulden und reduziert diese dann, teilweise bis zur Hälfte. Ich sehe eine Parallele dieses Evangeliums zu uns Christen: wir sind die Verwalter der Frohen Botschaft. Verwalten wir diese so, dass sich niemand über uns zu beschweren braucht? Oder müssen wir uns nicht selbst manches mal fragen: was bin ich meinem Nächsten gegenüber schuldig (geblieben)?
Patrizia Magin
Unter den Teppich kehren
Eine Redewendung, die vielen von uns geläufig ist… Wer von uns ist nicht froh, wenn das eine oder andere in Vergessenheit gerät? Und manches Mal tun wir selbst sicherlich gut daran, alte Geschichten ruhen zu lassen und sie zu vergessen - halt unter den Teppich zu kehren.
Doch ist das immer gut so? Wäre es nicht das eine oder andere Mal besser, unangenehme Themen auszuhalten? Gott hält uns immer aus und bei ihm müssen wir auch nichts unter irgendeinen Teppich kehren, denn letztendlich kommt doch alles wieder ans Licht. Bei ihm können wir immer so sein wie wir sind – er ist für uns da. Vergessen wir das vielleicht manches Mal und kehren gar ihn unter einen Teppich?
Patrizia Magin
Loslassen
Das ist ja nicht zu fassen! Normalerweise predigt Jesus von Nächstenliebe, vom Frieden und verkündigt das Reich Gottes. Und dann das Evangelium des vergangenen Sonntags – ruft er gar zum Hass auf? Da heißt es: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Lk 14, 26-27)
Eine ungeahnte Radikalität mit harten Forderungen, die für Verwirrung sorgen. Heißt es nicht beispielsweise in den Zehn Geboten „Du sollst Vater und Mutter ehren“ oder sagt Jesus nicht selbst „Du sollst Deinen Nächsten wie Dich selbst“? Wie passen dann diese Aussagen zu dem am Sonntag gehörten Evangelium?
Auf den ersten Blick sicherlich nicht… aber auf den zweiten Blick hat das Evangelium viel mit „loslassen“ zu tun. Die Eltern ehren heißt ja nicht, dass ich mein Leben ihnen unterordne und zeitlebens unter ihrer Fittiche stehe. Klar, dass ich ihnen helfe oder für sie sorge, wenn sie das nicht mehr selbst können – schließlich haben sie das ja auch für mich getan. Aber ich muss sie auch loslassen können, wenn sie sich auf ihre letzte Reise begeben. Und die Forderung von Jesus nach der Nächstenliebe zeigt meiner Ansicht nach in die gleiche Richtung: loslassen – von meinem Egoismus und mir selbst; von Dingen, die nicht wichtig sind und mich auf den Nächsten konzentrieren.
Wenn ich das Evangelium des vergangenen Sonntags aus dieser Sicht sehe, dann verliert es seinen Schrecken mit den radikalen Forderungen. Denn es geht letztendlich darum, Gott Raum zu geben – und Zeit.
Patrizia Magin