Geld regiert die Welt
Eine Redewendung, die gerade in der aktuellen Situation von Krieg und von unvorstellbarem Leid eine besondere Bedeutung bekommt: die Regierungen vieler Länder stellen Millionen und Milliarden ihrer Währung zur Verfügung, um den betroffenen Ländern und Menschen zu helfen. Die Regierungen haben die Macht, über Geld zu verfügen.
Aber vermutlich ist diese Redewendung auch den meisten von uns bekannt. Vielleicht hat schon jemand die Erfahrung gemacht, dass eine andere Person aufgrund des Geldes mehr Vorteil hatte als man selbst. Und das war dann mit Sicherheit keine schöne Erfahrung. Somit stellt sich die Frage, ob diejenigen, die Geld haben, mächtig sind oder ob diejenigen, die Macht haben oder diese für sich in Anspruch nehmen, reich sind. Die Antwort liegt eventuell irgendwo dazwischen.
Geld ist durchaus erstrebenswert: es gibt uns ein Gefühl von Sicherheit, steigert vielleicht sogar unseren Selbstwert. Und man selbst kann beispielsweise durch Spenden Hilfe leisten. Aber natürlich stellt sich auch die Frage, ob Geld alles ist. Und da kann die Antwort nur lauten: „Nein“. Denn viel wichtiger ist die Frage nach dem Nächsten. Ein schönes Beispiel dafür ist die Winterhilfe, die im November wieder beginnt.
In einem Lied aus dem Musical „Elisabeth von Thüringen“ von Peter Janssens, uraufgeführt beim Katholikentag in München (1984), heißt es: „Reichtum und Macht sind für alle nicht gemacht. Reichtum und Macht sind nur als Vorrecht gedacht. Einfluss und Geld gelten viel auf dieser Welt. Einfluss und Geld sind oft genau das, was zählt. Rücksicht und Zeit sind verloren weit und breit. Rücksicht und Zeit – ein gutes Stück Barmherzigkeit. Umkehr tut Not, denn das Leben ist bedroht. Umkehr tut Not, denn sie gibt Raum für neuen Mut.“
Wo nehmen wir uns Zeit und Rücksicht – und das, ohne uns von Geld beeinflussen zu lassen?
Patrizia Magin
Festmahl
Mal ehrlich: würden Sie eine solche Einladung, wie wir sie am vergangenen Sonntag im Evangelium gehört haben, ausschlagen? Wohl kaum – ich denke, keine/r würde sich ein solches Festmahl entgehen lassen. Sich an den (reich) gedeckten Tisch setzen und es sich gutgehen lassen – eine schöne Vorstellung.
Auch in der ersten Lesung hören wir beim Propheten Jesaja von einem Festmahl: „und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen“ (Jes 25, 8).
Beide Lesungen sind krasse Gegensätze zu unserer aktuellen Zeit, überschattet von den Kriegen im Nahen Osten, in der Ukraine und anderswo und können vermutlich gar nicht größer und differenzierter sein. Aber ist diese Gegensätzlichkeit nicht auch eine Hoffnungszumutung? Hoffen wir als Christen nicht wider aller Hoffnungslosigkeit? Sei es im großen Weltgeschehen oder in unserem eigenen Leben – wir als Christen hoffen auf und glauben an Gott, auch wenn diese Hoffnung weder greifbar noch begreifbar ist.
Aber letztendlich wollen meiner Ansicht nach sowohl die Worte des Propheten Jesaja als auch des Evangelisten Matthäus Mut machen, Gott immer und gerade in hoffnungslosen Situation an unserer Seite zu spüren.
Patrizia Magin
Reich Gottes
Mir reichts, Gott!
Immer diese Reden
von den bösen Winzern,
den unwürdigen Söhnen,
den Lügnern und Heuchlern!
Kannst du Jesus nicht mal auffordern,
etwas Erbauliches zu bringen,
Liebet einander und so,
Friede, Freude und Eierkuchen?
Schlechte Nachrichten haben wir schon genug!
Was? Du verbreitest eine gute Nachricht?
Dann hatte ich wohl das falsche Programm,
in dem die Rede von Faulpelzen und Betrügern,
Schlägern und Mördern war,
und dass wir pünktlich liefern müssen…
Ich soll umschalten, die Fernbedienung weglegen,
selbst Sender werden für jeden Nächsten Empfänger,
die Gleitsichtbrille aufsetzen, mich umschauen,
damit ich die unsichtbare in der sichtbaren Welt entdecke,
das Himmelreich mitten in all dem Schlamassel?
Wo gibt es denn bitteschön diese Brille,
durch die ich das Reich Gottes sehen lerne
und das Wunder erkenne,
das sich da angeblich vor aller Augen abspielt,
dass der Stein des Anstoßes zum Eckstein wird?
Ich weiß schon, Paulus lässt es uns wissen:
die Sorgen loslassen,
in jeder Lage betend und flehend
alle Bitten mit Dank vor Gott bringen –
wer so leben darf, ist himmelreich. Ich muss noch üben!
Regina Groot Bramel in: Ideenwerkstatt Gottesdienste, Nr. 6/2020, Lesejahr A, Herder-Verlag
Franz von Assisi
Heute feiern wir den Gedenktag des Franz von Assisi (1181/82 – 1226) – ein Heiliger, dessen Botschaft heute aktueller scheint denn je. Von seinem Leben ist überliefert, dass er als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns zunächst ein sorgenfreies und sorgloses, gar verschwenderisches Leben führte. Eine Kriegsgefangenschaft stellte jedoch seine bisherigen Lebensregeln in Frage. Seine Familie konnte ihn nicht verstehen und es kam zu heftigen Auseinandersetzungen. Von dieser sagte er sich letztendlich los und zog als armer Wanderprediger umher.
Wohlbekannt ist Franz von Assisi für seinen Sonnengesang, sein Lob auf die Schöpfung Gottes. Die Frohe Botschaft Gottes galt für ihn für die gesamte Natur – der Sonnengesang „besingt“ die Schöpfung Gottes und macht auch vor dem Tod nicht halt.
Bereits 1228 (2 Jahre nach seinem Tod) wurde Franz von Assisi von Papst Gregor IX. heiliggesprochen. Papst Johannes Paul II. erklärte ihn zum Patron des Umweltschutzes. Seine Botschaft sollte auch für uns heute Programm sein – wir alle haben nur diese eine Erde.
Patrizia Magin
Sonnengesang (Quelle: wikipedia.de)
Höchster, allmächtiger, guter Herr, dein ist das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen, besonders dem Herrn Bruder Sonne,
der uns den Tag schenkt und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz: von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Mond und die Sterne.
Am Himmel hast du sie geformt, klar und kostbar und schön.
Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Wind, für Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deine Geschöpfe am Leben erhältst.
Gelobst seist du, mein Herr, für Schwester Wasser.
Sehr nützlich ist sie und demütig und kostbar und keusch.
Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Feuer, durch den du die Nacht erhellst.
Und schön ist er und fröhlich und kraftvoll und stark.
Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt, mit bunten Blumen und Kräutern.
Gelobt seist du, mein Herr, für jene, die verzeihen und deiner Liebe willen und Krankheit ertragen und Not.
Selig, die ausharren in Frieden, denn du, Höchster, wirst sie einst krönen.
Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester, den leiblichen Tod;
kein lebender Mensch kann ihm entrinnen. Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig, die er finden wird in deinem heiligsten Willen, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Lobt und preist meinen Herrn und dankt und dient ihm mit großer Demut.