Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde
Am vergangenen Sonntag haben wir das Christkönigsfest gefeiert. Das Kirchenjahr geht dem Ende entgegen – am kommenden Sonntag beginnt das neue Kirchenjahr mit dem ersten Advent. Diese letzte Woche kommt mir so ein bisschen wie ein länger dauerndes Silvester vor – nicht nur einen Tag oder ein paar Stunden bis das Neue Jahr beginnt, sondern ich empfinde die Zeit zwischen Christkönig und erstem Advent als eine ganze Silvester-Woche, bis eben das neue Kirchenjahr anfängt.
Zeit, sich wie beim „echten“ Jahreswechsel Gedanken zu machen über das, was geschehen ist und das, was kommen wird. Und auch Zeit, sich über die Lesungstexte Gedanken zu machen. Am vergangenen Sonntag haben wir ein uns wohlbekanntes Evangelium gehört: da geht es um die Nächstenliebe und es heißt: „was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40). In dem bekannten Lied „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde“ heißt es im Refrain „heute getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn ER kommt“.
Wie sieht es bei mir konkret aus, wenn ich mir sowohl das Evangelium des vergangenen Sonntages nochmals durchlese oder den Liedtext betrachte? Wo handle ich selbst im Sinne Jesu – sei es in finanzieller Hinsicht oder in Worten und Taten? Was tue ich und wo lasse ich etwas sein? Und letztendlich auch: lasse ich mich auf die Botschaft Jesu ein?
Patrizia Magin
Talente - Begabungen
Am vergangenen Sonntag haben wir von den Talenten gehört, die ein Mann, bevor er auf Reisen ging, seinen Dienern anvertraut hatte. Sie sollten es getreulich verwalten und – im Idealfall – vermehren. Damals hieß die Währung „Talent“. In unserer Zeit sind Talente eher besondere Begabungen und Fähigkeiten, wie beispielsweise Musikalität oder Sprachen.
Wie sieht das bei uns aus? Nutzen wir diese Talente (Begabungen), die uns anvertraut sind? Wir haben diese bekommen, um sie zu verwalten. Das heißt nun sicherlich nicht, dass jede/r Konzertpianist*in, Künstler*in oder Simultan-Dolmetscher*in werden soll oder gar muss. Aber das heißt aus meiner Sicht, dass ich meine Talente, meine Begabungen da einsetzen soll, wo sie benötigt werden. Jetzt kann natürlich die Frage gestellt werden, wie diese dann vermehrt werden. Die Vermehrung erfolgt – wiederum aus meiner Sicht – darin, dass ich immer wieder dazulerne. Das ist es allemal wert, Begabungen nicht brachliegen zu lassen, sondern etwas damit anzufangen.
Patrizia Magin
Vorbilder
Vor wenigen Tagen haben wir den Gedenktag des Hl. Martin gefeiert und in wenigen Tagen feiern wir das Fest der Hl. Elisabeth. Beide Heilige sind Vorbilder für uns in ihrem Handeln an den Mitmenschen.
In einem Martinslied (Text von Elke Bräunling) heißt es: „Ein bisschen so wie Martin möchte ich manchmal sein …“ – geht es uns nicht auch so, wenn wir von den Taten von Martin und auch von Elisabeth nachdenken? Will ich nicht auch gerne teilen – und überlege es mir dann doch anders? Möchte ich nicht auch manchmal – bildlich gesehen – von meinem hohen Ross oder meiner Burg heruntersteigen bzw. hingehen und den ersten Schritt tun? Möchte ich nicht auch mal „einfach“ über meinen Schatten springen, ohne alle möglichen Folgen bedacht zu haben? Was fällt Ihnen noch als Beispiel ein?
Wir können viel von Martin und Elisabeth lernen, wenn wir es nur wollen. Vielleicht hilft uns dazu ein Gebet weiter (das habe ich unlängst zu Martin gelesen und um Elisabeth erweitert):
Lass mich wie Martin und Elisabeth die Augen offen halten für Armut und Not
Lass mich wie Martin heruntersteigen vom hohen Ross und einfach tun, was zu tun ist.
Lass mich wie Elisabeth nicht von meiner Hilfe an dem Nächsten abhalten.
Lass mich wie Martin und Elisabeth meinen Nächsten groß sehen, selbstverständlich mit ihm teilen und keinen Dank erwarten.
Lass mich wie Martin und Elisabeth sehen was notwendig ist und gib mir den Mut, meinen Weg zu gehen, auch wenn dieser das eine oder andere Mal holprig ist oder mir Steine in den Weg geworfen werden.
Lass mich wie Martin und Elisabeth von einer besseren Welt träumen und in jedem meiner Mitmenschen Dich erkennen.
Lass mich wie Martin und Elisabeth bereit sein für Neues, auch wenn es zu Beginn unüberwindlich scheint.
Lass mich wie Martin und Elisabeth Deine Stimme hören und Dir folgen.
Und ich füge (für mich) an: Lass mich damit beginnen – jetzt.
Patrizia Magin
Farbtupfer
„Wir sind euch freundlich begegnet“ – so beginnt die 2. Lesung des vergangenen Sonntags, eine Lesung aus dem 1. Thessalonicherbrief (1 Thess 2,7b)
Das klingt nach einer Idealvorstellung in unserer Welt – nach Freude und Fröhlichkeit, nach Farbe und vor allem nach Frieden. Leider wissen wir, dass dies nicht so ist; denken wir an die Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und überall auf der Welt. Da ist wenig von freundlichen Begegnungen zu spüren oder zu sehen – ganz im Gegenteil.
Aber wie sieht es bei uns in unserer eigenen Welt ganz konkret aus? Begegnen wir unseren Mitmenschen freundlich? Sind wir ihnen gegenüber friedlich gesinnt? Sind wir für diejenigen, denen es nicht so gut geht, gar Farbtupfer in der nicht immer einfachen Welt? Nicht nur in der begonnenen dunklen Jahreszeit, in der es spät hell, dafür aber früh dunkel wird, lohnt es sich, nicht nur um sich selbst zu kreisen, sondern farbliche Akzente zu setzen und für andere Menschen da zu sein.
Wo und wann fange ich damit an, Farbtupfer für andere aber auch für mich selbst zu sein?
Patrizia Magin
Alle Heiligen - Allerheiligen
Allerheiligen
Aller Heiligen
Alle Heiligen
Alle heiligen
Alles heiligen?
Ein Wortspiel zum heutigen Fest – wir gedenken aller Heiligen. Müssen/sollen wir alles heiligen? Sicherlich nicht – aber wer sind alle Heiligen? Sind es nur die, die im Heiligenkalender der Kirche zu finden sind? Oder sind es nicht auch die, die heute noch leben und vermutlich nie und nimmer heiliggesprochen werden, auch wenn sie ihr Leben in den Dienst der Mitmenschen stellen – sei es beruflich oder privat?
Wie ist es mit dem Jugendlichen von nebenan, der – um die alleinerziehende Mutter zu entlasten – auf die jüngeren Geschwister aufpasst und ihnen bei den Schularbeiten hilft, anstatt sich mit seinen Freunden zu treffen? Wie steht es um das Ehepaar von gegenüber, das sich um die beiden alten Nachbarn kümmert, damit sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können? Wie ist es mit dem Kollegen, der ohne viel Aufhebens um seine eigene Person ehrenamtlich im Sportverein Jugendliche unterstützt? Wie sieht es aus mit Lesepaten, die sich engagieren, damit Kinder nicht nur die Freude am Lesen bekommen, sondern auf diese Weise auch Bildung?
Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Aus meiner Sicht sind auch dies Personen, die „heilig“ handeln, die in ihrem Leben wenn nicht alles, doch vieles, „heiligen“ was zum Wohle der Anderen, der Gesellschaft dient. Auch an diese Menschen sollte an Allerheiligen gedacht werden. Dabei soll in keinem Fall das Leben der Heiligen im Kirchenkalender herabgesetzt werden!
Wie sieht es bei uns selbst aus – haben wir so eine Person in unserem Umfeld? Und lohnt es sich nicht, an diese Person zu denken und sie ins Gebet einzuschließen oder gar persönlich „DANKE“ zu sagen?
Patrizia Magin