Geschlossene und offene Türen
Etlichen Menschen in der Innenstadt und besonders Freunden der Kirche St. Ludwig ist es schon aufgefallen: Die Haupteingangstüren zu diesem Gotteshaus sind derzeit meistens geschlossen. Das liegt daran, dass die Kirche in der Vergangenheit leider mehrfach für Dinge genutzt worden ist, die dort nicht hinein gehören. Ist passiert, soll durch die nicht mehr den ganzen Tag geöffneten Hauptportale verhindert werden. Es ist schlimm genug, dass vor den Türen Hinterlassenschaften zu finden sind, die ebenfalls einer Kirche nicht würdig sind und vom fehlenden Respekt vor dem Gebäude und der ihm innewohnenden Bedeutung zeugen.
Aber wie weh es tut, wenn bislang geöffnete Türen auf einmal geschlossen sind … dass wir nicht mehr einfach eintreten können in ein Kirchengebäude, in ein Rathaus, in eine Arztpraxis, in ein Büro – die Liste ließe sich fast unendlich weiterführen. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist alles komplizierter geworden. Die Schließung der Kirche St. Ludwig hat nichts direkt mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Lungenkrankheit zu tun. Aber für den Gottesdienst müssen wir uns überall anmelden, um Platz nehmen zu dürfen in den Bankreihen. Wir dürfen nicht mehr aus vollem Herzen singen, um Gott zu loben. Wie traurig. Da tut es gut, dass es noch offene Ohren gibt, dass wir uns weiter austauschen können. Hoffentlich bald wieder von Angesicht zu Angesicht und ohne Sicherheitsabstand.
Sybille Burmeister
Es ist wie es ist
In dem gleichnamigen Lied der Musikgruppe PUR lautet der Refrain:
ES IST WIE ES IST
DU BIST WAS DU BIST
DU LEBST MIT DEN FREUDEN
UND LEBST MIT DEN LEIDEN
OB BITTER OB SÜSS
WAS IMMER DU FÜHLST
DAS HIER IST DEIN LEBEN
UND DU KANNST ENTSCHEIDEN
OB DU OHNMÄCHTIG ALLES ERTRÄGST
ODER ALL DEINE CHANCHEN ABWÄGST
Es gibt immer wieder Zeiten, in denen wir wohl oder übel eher ohnmächtig unser Leben, unser Schicksal ertragen (müssen). Das fängt bei der jeweiligen Lebenssituation an und hört beispielsweise bei ungewissen oder gar unangenehmen Krankheitsdiagnosen noch lange nicht auf. Dann stellt sich natürlich auch die Frage, ob eine solche Situation oder Diagnose nicht auch eine Chance für unser Leben ist.
Der November ist der Monat, in dem wir ganz besonders unserer Toten gedenken. Wie oft haben auch sie ihr Schicksal angenommen bzw. annehmen müssen? Können sie uns da ein Vorbild sein? Wie können wir uns mit unserem Schicksal, mit unserem „ES IST WIE ES IST“ abfinden? Unser Schicksal annehmen und das Beste daraus machen; versuchen „ES IST WIE ES IST“ positiv zu leben (was sicherlich nicht immer leicht ist), dann sind wir auf dem richtigen Weg.
Patrizia Magin
St. Martin
In diesem Jahr können aus bekannten Gründen leider keine Martinszüge stattfinden. Das ist sehr schade! Die Geschichte des Heiligen Martin zeigt uns jedoch, wie wichtig es ist, zu teilen.
Menschen in Not zu helfen – das haben viele Initiativen während der Corona-Krise gezeigt: aus unserer Pfarrei seien hier nochmals besonders die Einkaufs- und Unterstützungshilfen der DPSG Herz Jesu und des GA St. Sebastian sowie die Aktion „Ä Dudd fer LU“ gemeinsam mit dem Caritas-Zentrum genannt.
Wie teilen wir heute? Es gibt vielerlei Arten des Teilens und somit des Helfens. Aufgrund der gestrichenen Martinsumzüge gibt es beispielsweise die Aktion des Licht-teilens. Wenn wir eine Laterne in ein Fenster hängen oder eine Kerze anzünden, was jeweils von der Straße aus gut zu sehen ist, dann teilen wir das Licht. Licht teilen – gerade in dieser dunklen Jahreszeit – auch das verbindet uns untereinander.
Patrizia Magin
Allerheiligen
Zum Fest Allerheiligen fiel mir folgende Geschichte in die Hände:
Günter ging mit seiner Mutter durch die Stadt. Sie kamen an der großen Kirche vorbei. Günter sah nach oben und meinte: „Mama, sieh mal, die Fenster sind ja ganz schmutzig!“
Die Mutter sagte nichts, sondern nahm Günter bei der Hand und ging mit ihm in die Kirche hinein. Hier waren die Fenster, die von außen ganz grau und schmutzig aussahen, plötzlich strahlend bunt und leuchteten in den hellsten Farben. Da staunte Günter, und er schaute sich die Fenster genau an.
Vorne über dem Altar war ein besonders schönes Fenster. Viele Menschen in bunten Kleidern waren da zu sehen. Durch eine Figur strahlte gerade die Sonne hindurch, sodass sie besonders hell erschien.
Günter fragte: „Mama, wer ist denn das?“ – „Da vorne“, antwortete die Mutter, „das ist ein Heiliger. Es ist der heilige Martin.“ Das hatte sich Günter gut gemerkt.
Ein paar Tage später fragte die Lehrerin, Frau Müller, die Kinder im Religionsunterricht in der Schule: „Weiß jemand von euch vielleicht, was ein Heiliger ist?“
Da war großes Schweigen in der Klasse. Nur Günter sprang auf und sagte: „Ich weiß es: ein Heiliger, das ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.“
© Heinrich Engel aus: Rolf Krenzer, Robert Haas, Matthias Micheel: Himmelswege. Geschichten und Lieder von Heiligen und Helden. Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, Diaspora-Kinderhilfe, www.bonifatiuswerk.de
Das Kind in der Geschichte bringt es auf den Punkt: „Ein Heiliger ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.“ An Allerheiligen feiern wir alle Menschen, die es zugelassen haben, dass durch sie die Sonne scheinen konnte. Lassen auch wir es zu, dass durch uns die Sonne scheinen kann?
Patrizia Magin