Vater unser - Vater Aller
Das Vaterunser ist das älteste Gebet der Christen – hat es Jesus doch selbst seine Jünger gelehrt. Es wird von Christen aller Konfessionen gebetet. In jedem unserer Gottesdienste beten wir das Vaterunser. Vater unser – unser Vater – und somit Vater aller. Am vergangenen Sonntag haben wir das im Lukas-Evangelium gehört; darin sind 5 Bitten enthalten. Wir beten in unseren Gottesdiensten die Fassung nach Matthäus, mit 7 Bitten.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe – wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld.
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Anschließend folgen Doxologie (Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.) und Akklamation (Amen.).
Wie sieht es denn bei mir selbst aus? Bete ich dieses Gebet auch außerhalb des Gottesdienstes? Für mich selbst? Und/oder für andere? Nehme ich die Bitten wahr und ernst?
Patrizia Magin
Zu-hören
Am vergangenen Sonntag haben wir im Evangelium vom Besuch Jesu bei Marta und Maria erfahren. Maria hört Jesus zu – das ist ihr wichtiger als ihrer Schwester bei der Bewirtung der Gäste zu helfen. Wie sieht es denn bei mir aus – was macht für mich gutes Zu-hören aus? Insbesondere dann, wenn ich Besuch bekomme – steht dann die Bewirtung im Vordergrund oder erkenne ich, dass mein Besuch etwas auf dem Herzen hat?
Mein Besuch erwartet dann vermutlich nicht, dass ich im Grunde nur darauf warte, selbst etwas zu sagen. Sondern er/sie erwartet, dass ich zu-höre und höre, was er/sie sagt. Das ist im umgekehrten Fall nicht anders. Und wie oft werde ich selbst enttäuscht? Aber: wenn ich mich auf meinen Besuch einlasse und zu-höre, wenn ich alles andere um mich herum ausblende, dann gelingt es mir vermutlich auch, nicht gleich „meinen Senf“ dazuzugeben.
Wie oft gelingt mir das eigentlich, dass ich zu-höre und somit auch höre, was mein Gegenüber mir sagen will?
Patrizia Magin
Nächstenliebe - Selbstliebe
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Mk 12, 31) – diesen Satz hat jede*r von uns schon vielfach gehört. Und dabei geht es meist darum, nicht selbstsüchtig oder egoistisch, sondern für andere Menschen da zu sein. Ist das jedoch der alleinige Anspruch dieses Gebotes? Den Nächsten lieben, davon wird ja in Parallelen bereits in den 10 Geboten im Alten Testament gesprochen – zwar nicht wortwörtlich, aber bereits zu dieser Zeit wurde auf Nächstenliebe, auf Achtung und Wertschätzung großen Wert gelegt.
Sicherlich ist es nicht immer einfach, den Nächsten zu lieben und es drängt sich auch die Frage auf: „Wer ist eigentlich mein Nächster/meine Nächste?“ Sind das Familienangehörige und/oder Freunde, Bekanntschaften und/oder Nachbarn, Arbeitskolleg*innen oder wildfremde Menschen? Da Gott alle Menschen gleichermaßen liebt, ist diese Frage vermutlich zu beantworten mit „jede und jeder, die/der mir begegnet, ist mein*e Nächster*r“.
Aber wie ist das mit mir selbst? Bin ich mir selbst nicht der/die Nächste? Wie ist dann der zweite Teil des Satzes „… wie dich selbst“ zu verstehen? Wird dieser Teil nicht durch die Forderung „Liebe deinen Nächsten …“ oftmals unter den Teppich gekehrt? Liebe/achte ich mich selbst und sage bedingungslos "ja" zu mir selbst? Wahrscheinlich nicht immer - wenn ich mein Leben betrachte, dann gibt es immer wieder Situationen, in denen ich mich selbst nicht liebe, nicht ausstehen kann, nicht auf mich selbst achte oder ähnliches.
Dennoch sind beide Satzteile untrennbar miteinander verbunden: wer sich selbst nicht lieben kann, sich selbst nicht annehmen kann, der wird vermutlich Schwierigkeiten haben, den Nächsten zu lieben.
Patrizia Magin
Aussendung
Im Lukas-Evangelium hören wir von der Aussendung der 72 Personen in die Welt. Jesus sendet sie immer zu zweit los und gibt ihnen konkrete Anweisungen für ihr Tun und Handeln. Und er sendet sie los „wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Lk 10, 3). Wenn wir heute in unserem Alltag seine Anweisungen hören, wie kommen diese bei uns an? Und ganz konkret bei mir? Fühle ich mich ausgesendet? Und wenn ja, wie geht es mir dabei in der heutigen Zeit mit all den negativen Schlagzeilen? Bin ich gar alleine unterwegs?
„Der Wolf nimmt überhand im Land.
Ihr wisst, wir alle sind gesandt –
zu zweit und zweit,
wie einst die Zwölfe
wie Lämmer unter Wölfe.“
So lautet ein Lied im Musical „Franz von Assisi“ von Peter Janssens. Jede und jeder von uns ist – wie einst die 72 Personen – ausgesendet, die Frohe Botschaft zu verkünden. Heute vielleicht mehr denn je wie Schafe unter Wölfen. Bin ich mutig genug, den „Wölfen“ von heute entgegenzutreten und mich nicht unterkriegen zu lassen?
Patrizia Magin