Martha von Bethanien
Heute gedenkt die katholische Kirche Martha von Bethanien. Wir kennen sie alle als Schwester des Lazarus, die nach dessen Tod Jesus weinend entgegenläuft und sagt: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, so wäre mein Bruder nicht gestorben. Ich glaube, dass du Christus, der Sohn Gottes bist, der in diese Welt gekommen ist!“ (Joh 11, 21 + 27) Jesus ist von ihrem Treuebekenntnis betroffen und erweckt Lazarus von den Toten auf.
Und wir kennen sie von dem Besuch Jesu in ihrem Haus. Als Hausfrau kümmert sie sich um das leibliche Wohl und als sie sich bei ihm beschwert, dass ihre Schwester ihr nicht hilft, sondern ihm zuhört, bekommt sie zur Antwort „Martha, Martha, du machst dir Sorgen und kümmerst dich um sehr viele Dinge. Eines aber nur ist notwendig. Maria hat den besseren Teil erwählt.“ (vgl. Lk 10, 41 + 42) – Martha versteht diese Worte nicht.
Geht es uns nicht auch oft so? Dass wir uns beschweren oder beklagen, weil wir (vermeintlich) nicht geholfen bekommen oder andere besser bei etwas weggekommen sind?
Der Legende nach sollen die drei Geschwister nach Tod und Auferstehung Jesu in einem Boot auf dem Meer ausgesetzt worden sein. Angeblich sind sie an der Südküste Galliens, in Marseille gelandet. Dort sollen sie als Glaubensboten gewirkt haben, zunächst in Avignon, später in Tarascon. In Tarascon soll Martha einen Drachen bezwungen haben, der das Volk bedrohte.
Martha gilt als Patronin der Hausfrauen, Köchinnen, Hausangestellten sowie Gastwirte, Hoteliers und des gesamten Gast- und Hotelpersonals. (Quelle: katholisch.de / Wikipedia)
Patrizia Magin
Gott trägt keine Maske
In vielen Situation benötigen wir ein Passbild: bei der Beantragung von Personalausweis oder Reisepass, für den Führerschein, bei Bewerbungen und so weiter. Wir zeigen unser Gesicht – und das ist wichtig für die Kommunikation. Unser Gegenüber kann sich – beispielsweise bei Bewerbungen – ein Bild von uns machen. Schwieriger ist es aktuell bei Kontrollen an einer Grenze oder am Flughafen. Denn da haben wir eine Maske auf, die teilweise unser Gesicht verdeckt. Kommunikation ist nur schwer möglich – es kann z. B. schwer gesehen werden, ob das Gegenüber lächelt.
Und denken wir mal an die Gehörlosen: sie sind darauf angewiesen, denn wenn ihr Gegenüber eine Maske aufhat, können sie nicht von den Lippen ablesen; dann ist Kommunikation nur noch über die Gebärdensprache möglich.
Vieles hängt somit von unserem Gesicht ab, von unserer Mimik. Wie sehen wir das bei Gott – er ist gar nicht zu sehen, hat sich uns aber in und durch seinen Sohn Jesus Christus gezeigt. Ist Kommunikation mit ihm schwierig, weil wir von ihm kein Gesicht sehen können? Ist er gesichtslos für uns oder stellen wir uns ein Gesicht in irgendeiner Weise vor, vielleicht auch nur schemenhaft? Gott trägt keine Maske vor uns – er ist und bleibt uns immer zugewandt; gerade auch in einer Zeit, in der Kommunikation untereinander schwieriger ist. Und wir dürfen nicht vergessen: Wir sehen sein Gesicht in den Gesichtern unserer Mitmenschen, denn bereits in der Schöpfungsgeschichte steht: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (Gen 1, 27)
Patrizia Magin
Abwarten und Tee trinken
Wer kennt diesen Spruch nicht? Und meist kommen diese Worte ja dann, wenn wir sie am wenigsten hören wollen: wenn wir auf ein bestimmtes Ergebnis oder Ereignis warten, wenn wir vor einer Veränderung stehen und nicht wissen, wie es ausgeht – oder ähnliches. Mit dieser Redewendung werden wir in aller Regel aufgefordert, erstmal Ruhe zu bewahren und geduldig zu sein. Nun ist ja Geduld nicht jedermanns Sache…
In der aktuellen Sommerzeit gilt es vielfach, Geduld zu bewahren: nach wie vor sind Abstandsregeln Pflicht. Und unsere Geduld wird so manches Mal auf die Probe gestellt – das fängt schon beim Bäcker an: mal eben schnell Brötchen holen ist in der Regel passé. Vielleicht gelingt es uns, auch in solchen Situationen etwas Positives zu sehen und uns auf das „Tee trinken“ zu Hause zu freuen.
Patrizia Magin
Blick in den Himmel
Es ist schon eine Weile her: Am 12. April 1961 ist der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch im Weltall gewesen. Nach seiner Rückkehr soll er gesagt haben: „Ich bin in den Weltraum geflogen – Gott habe ich dort nicht gesehen.“ Das spricht nun auf keinen Fall gegen die Existenz Gottes, sondern eher von der Vorstellung von dem Ort, wo Gott zu finden ist. Oder anders ausgedrückt: Wer vom Himmel als Ort spricht, wo Gott zu finden ist, der meint sicherlich nicht die leeren Räume des Alls.
In der englischen Sprache gibt es für Himmel zwei gängige Begriffe: „sky“ und „heaven“. Mit „Sky“ ist der sichtbare Himmel über uns gemeint und unter „heaven“ versteht man den unsichtbaren Himmel – den Himmel bei Gott. Und dieser unsichtbare Himmel, das ist der Lebensraum, den wir Menschen bei Gott haben – und Gott bei uns. Wenn wir Gott in unser Leben einlassen, dann wohnt er auch bei und in uns.
Im Juli sind Ferien und Urlaub angesagt; dieses Jahr vielfach anders als in den Jahren zuvor und sicherlich noch anders als Anfang des Jahres geplant. Es gilt, das Beste aus der vielzitierten „schönsten Zeit des Jahres“ zu machen. Warum sich nicht einfach mal auf eine Wiese oder den heimischen Rasen legen oder auf eine Bank setzen, in den Himmel schauen und die Seele baumeln lassen? Und damit auch Gott einlassen in unser Leben.
Patrizia Magin
Barmherzigkeit
Im letzten Glaubenskreis haben wir uns mit dem Thema „Barmherzigkeit“ beschäftigt. Die sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit (Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten) waren uns allen wohlbekannt. Anders jedoch die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit: Irrende zurechtweisen; Unwissende lehren; Zweifelnden recht raten; Trauernde trösten; Lästige geduldig ertragen; denen, die uns beleidigen, gern verzeihen sowie für Lebende und Tote beten. Die waren mehrheitlich zwar schon bekannt; hier wurde uns jedoch bewusst, dass wir bei der Ausführung häufig und zum Teil sehr schnell an unsere Grenzen stoßen.
An drei Beispielen festgemacht: Wer ist schon begeistert, wenn er zurechtgewiesen wird? Wer hat beim lästigen Gegenüber ausreichend Geduld? Verzeihen wir immer gerne oder sind wir eher nachtragend? Und wie ist es umgekehrt? Trauen wir uns, andere zurechtzuweisen oder finden wir das – aus welchen Gründen auch immer – unbequem? Sind wir nicht das eine oder andere Mal anderen lästig? Fällt es uns schwer, uns zu entschuldigen?
Und es stellt sich die Frage: wie verhalten wir uns gegenüber uns selbst? Sind wir mit uns selbst barmherzig oder legen wir die Messlatte an uns selbst zu hoch und sind dann frustriert? Bei all unserem Tun und Handeln sollten wir auf keinen Fall vergessen: Barmherzigkeit geht durch’s eigene Herz!
Patrizia Magin