Heilige im Advent
Mal ehrlich, wer fällt Ihnen denn spontan alles ein, wenn Sie an Heilige im Advent denken? Als erstes kommen vermutlich Nikolaus und/oder Barbara in den Sinn, bei genauerem Nachdenken dann vermutlich noch Luzia und Stephanus – aber dann? Ich gebe zu, dass ich mal im Heiligenkalender für Dezember gestöbert habe. Und da sind so viele Heilige, meist unbekannte (oder vielleicht trifft „nicht prominente“ es besser) aufgeführt wie dies in jedem Monat der Fall ist.
In jedem Fall haben alle Heilige, ob im Dezember oder in einem anderen Monat des Jahres, eines gemeinsam: sie haben ihr Leben für Gott gegeben, nicht selten mit ihrem Leben für ihren Glauben gezahlt. Sie haben die Welt mit ihrem Leben, durch ihr Tun ein Stückchen heller gemacht. Und so sind sie uns auch heutzutage Vorbild, wie Leben im Glauben – und auch mit Taten – gelebt werden kann. Denken wir an die vielen Beispiele in unserer Pfarrei: die Klinge-Sammlung in Herz Jesu, die monatlichen Hauskommunionen oder Krankenbesuche, die Winterhilfe-Mittagessen, die Seniorenbriefe … die Aufzählung lässt sich beliebig fortführen.
Diese Aktionen zeigen auf, dass „Heilig sein“ gar nicht so schwer ist, sondern jede/r für sich im eigenen Leben die Welt ein bisschen heller machen kann. In allen aufgezählten Aktionen wird Glaube und Nächstenliebe gelebt, wird die Welt ein Stückchen heller gemacht.
Patrizia Magin
Heilig, heilend und die Welt heller machend bist auch du …
Weil auch du Frieden stiftest und Menschen verbindest.
Weil auch durch dich und deine Art zu leben und zu lieben etwas von Gott spürbar wird.
Weil auch du andere zum Lachen bringst.
Weil auch du andere unterstützt und für andere da bist.
Weil auch du aufmunternde Worte für andere findest.
Weil auch du dich einsetzt, für Menschen, für Gerechtigkeit und die Schöpfung.
Weil auch du hinschaust, wo andere in Not sind, statt wegzuschauen.
Heilig, heilend und die Welt heller machend bist auch du.
Nicht nur die Anderen.
Vielleicht nicht 24/7. Wer ist das schon.
Aber immer wieder da-zwischen.
In deinem Alltag.
Da wo und mit wem du bist.
Mögest du dir das bewahren.
Die Fähigkeit das Heilige, Heilende und hell machende in Dir, in deinem Nächsten und in Gott zu sehen. Es immer wieder zu suchen und zu finden.
Quelle: Miriam, Netzgemeinde DA-ZWISCHEN, CC BY-NC-ND 4.0 @ Pfarrbriefservice.de
Was ist Erfolg?
In unserer Zeit ist häufig Erfolg das, was zählt. Eine Werbung zeigte dies einmal auf: „mein Haus, mein Auto usw.“ – Erfolg ist scheinbar das, was man/frau vorweisen kann, was sichtbar ist. Im Gegensatz dazu hören wir in den Evangelien immer wieder vom Dienen, vom Da-Sein für den Mitmenschen. Jesus selbst ist für uns Menschen da, er ist gekommen, um zu dienen, nicht, um sich bedienen zu lassen.
Passt „dienen“ und „da-sein“ zu „Erfolg“? Ich meine, ja. Jesus selbst war durchaus erfolgreich. Seine Botschaft ist es im Laufe der Jahrhunderte geblieben – und ist es heute noch. Seine Nachfolger*innen haben sein Erfolgsrezept, das Da-Sein für den Mitmenschen vielfach erfolgreich umgesetzt. Im November feiern wir die Gedenktage von zwei sehr bekannten Heiligen: den des Hl. Martin und den der Hl. Elisabeth. Beide haben beispiellos ihr Leben für andere eingesetzt und die Botschaft Jesu gelebt: Da-Sein.
Wie ist es bei mir selbst? Bin ich für andere Menschen da? Zeige ich Herz, habe ich ein Herz für meinen Nächsten? Und: ist es nicht schon ein Erfolg: wenn ich für jemanden etwas Gutes bewirke, für einen meiner Mitmenschen einfach da bin, Zeit schenke? Ich denke, ein solcher Erfolg zählt mehr als sichtbare Zeichen.
Patrizia Magin
Freiheit
Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an den Herbst? Vielleicht ist bei einigen auch die Erinnerung an das Drachensteigen präsent. Entweder mit selbstgebastelten oder mit gekauften Drachen sich auf den Weg machen und – vielleicht auch gemeinsam mit anderen – den Drachen in die Luft aufsteigen lassen.
Und stieg nicht so manches Mal auch der Gedanke auf, wie schön es wäre, selbst so frei sein zu können wie der Drache? Einfach so dahinschweben und die Leichtigkeit genießen? Kommt dieser Gedanke nicht auch heute in den Sinn, wenn sich die Gelegenheit bietet, Kindern beim Drachensteigen zuschauen zu können?
Wo kann ich selbst heute frei sein? Bzw. bin noch frei oder unterwerfe mich allen möglichen Alltagszwängen? Jede/r von uns hat eigene Freiheiten. Vergessen wir das nicht allzu oft? Diese Freiheiten sind uns von Gott geschenkt. Wir müssen sie nur annehmen – oder vielleicht so manches Mal auch wiederentdecken.
Patrizia Magin
Genuss
Im Buch Kohelet heißt es: „Also: Iss freudig dein Brot und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst so festgelegt, wie es ihm gefiel.“ (Koh 9,7)
Ich bin davon überzeugt, dass diese Aussage nichts mit Ausschweifungen zu tun hat, sondern mit Genuss, mit der Aufforderung das Leben zu genießen – und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht.
Gerade in den Wochen der Erntezeit und der Weinlese, drängt sich durchaus die Frage auf, was Genuss für mich ist, was Genuss mir bedeutet. Verbinde ich Genuss ausschließlich mit Essen und Trinken oder ist Genuss nicht auch auf andere Bereiche meines Lebens zu übertragen? Beispielsweise Genuss in Form einer Auszeit für mich selbst. Denn bereits in der Schöpfungsgeschichte hat Gott eine Auszeit festgelegt: „… und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte.“ (Gen 2, 2b)
Wie sieht es denn bei mir selbst aus mit Auszeiten? Genieße ich es, mich mit einem Buch auf die Couch zu setzen oder bei einer Tasse Kaffee oder Tee einfach mal die Gedanken schweifen lassen oder in Ruhe meine Lieblings-CD anzuhören oder …? Oder bekomme ich eventuell ein schlechtes Gewissen, weil ich in dieser Zeit auch etwas Anderes, womöglich Sinnvolleres tun könnte? Ist jedoch eine Auszeit für mich selbst nicht auch etwas Sinnvolles in meinem Leben?
Zur Ruhe kommen, die Seele baumeln lassen – und letztendlich auch Zeit für Gott und meinen Glauben haben. Denn: ist Glauben nicht auch Genuss?
Patrizia Magin
Unser tägliches Brot gib uns heute
Brot – Hauptnahrungsmittel in vielen Teilen unserer Erde
Brot – Symbol für etwas Lebensnotwendiges
Im Vater unser beten wir immer wieder „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Sind wir uns allerdings bewusst, dass diese Bitte jedoch nicht ausschließlich dem Brot gilt, das uns ernährt, sondern alles einschließt, was wir zum Leben brauchen, was notwendig ist? Nicht nur Nahrung und Wasser für unseren Körper, Kleidung und ein Dach über dem Kopf, sondern auch Nähe und Anerkennung für das psychische Wohlbefinden.
Im Johannes-Evangelium sagt Jesus: „Ich bin das Brot des Lebens.“ (Joh 6, 35) Damit macht er deutlich, dass seine Sendung nicht dem leiblichen Wohlbefinden gilt, sondern er bietet sich mir und uns als Bruder an, als Hörender, als Mitfühlender – und das nicht nur in misslichen Lebenslagen.
Durch Jesus schenkt Gott mir und uns allen unbedingte Anerkennung und Zuwendung. Bei ihm kann ich Orientierung und Halt finden sowie Zuversicht und Hoffnung tanken. Und bei ihm kann ich zur Ruhe kommen – wann immer ich mir dafür Zeit nehme. Er ist immer für mich da und kennt keinen Feierabend. Dann kann ich auch „satte“ Momente erleben, in denen ich mich absolut gehalten und angenommen fühle. Solche Erfahrungen sind schön und machen mich dankbar.
Patrizia Magin
Petrus und Paulus
Unsere beiden Kirchenpatrone sehen wir vielfach abgebildet wie auch auf diesem Bild: Petrus als älteren Herrn mit einem eher runden Kopf, kurzem Bart und wachen Augen, meist noch mit zwei Schlüsseln in den Händen. Paulus daneben wirkt etwas jünger, hat ein etwas längliches Gesicht und trägt einen spitz zulaufenden Bart; auch er schaut mit wachen Augen in die Welt.
Beide schauen mit wachen Augen – nicht nur in die Welt; nein, sie schauen uns an. Uns, die Mitglieder der Pfarrei Hll. Petrus und Paulus, deren Patrone sie sind.
Und beide haben uns in unserer Zeit – jeder auf seine Art und Weise – viel zu sagen mit ihren Lebensgeschichten. Beide haben sich zeit ihrer Leben für den Glauben engagiert. Petrus erleben wir in den Schriften als impulsiv – denken wir nur an die Stelle als Jesus zu ihm sagt „Folge mir nach“. Er lässt alles stehen und liegen und folgt Jesus. Und wir erleben ihn auch als jemanden, der sich überschätzt – denken wir dabei an seinen Versuch, ebenfalls auf dem Wasser zu gehen wie Jesus. Zwei Situationen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und Situationen, wie wir sie heute auch immer wieder erleben. Wie oft lassen wir alles (oder zumindest vieles) stehen und liegen, um uns zu engagieren – und dann wieder zu resignieren? Oder wie oft überschätzen wir uns und sind euphorisch – und bekommen dann kalte Füße bzw. Angst vor der eigenen Courage?
Paulus ist genauso begeisterungsfähig wie Petrus. Nach seinem Erlebnis und dem Wandel von Saulus zu Paulus will er allen Menschen mitteilen, dass Jesus der Maßstab unseres Lebens ist. In seinen Briefen lesen wir von den Grundhaltungen christlichen Lebens wie Liebe, Freude, Güte, Eintracht und Vertrauen – alles Tugenden, die auch für uns in unserem Leben Maßstab sein sollen.
Auf dem Bild schauen die Apostel uns an, jede und jeden Einzelne/n von uns und sie wissen um uns, unsere Sorgen und unsere Nöte – sei es als Individuum, in der Familie, bei der Arbeit oder in der Pfarrei mit allen ihren Gremien. Und sie haben ihre Fehler, ihre Grenzen immer wieder erkannt – und immer wieder auf die Gnade Gottes vertraut, durch die sie in ihrem Wirken Gottes Liebe den Menschen glaubhaft machen konnten.
Wir haben zwei wunderbare Kirchenpatrone – und wie meinte Pfr. Meißner in seiner Predigt zum Patrozinium? Wir haben damals gut gewählt als wir uns für diese beiden als unsere Kirchenpatrone entschieden haben – aber wer weiß, vielleicht haben Petrus und Paulus sich auch für uns entschieden?
Patrizia Magin
"Friede sei mit Euch"
Ein durchaus bekannter Satz – schließlich wünschen wir uns in jedem Gottesdienst gegenseitig den Frieden. Auch Jesus sagt seinen Jüngern den Frieden zu. Im Evangelium an Pfingsten haben wir davon gehört – und dort sagt Jesus diesen Satz gleich zweimal. Das zeugt von einer gewissen Wichtigkeit und zeigt gleichzeitig die Zusage Jesu an uns: wo wir ihn erkennen, wo wir ihn in unser Leben lassen und ihn bezeugen, da kann Friede beginnen, kann Friede sein.
Und gleichzeitig ist da ein Zutrauen Jesu an jede/n Einzelne/n von uns: er befähigt uns und traut uns zu, seine Botschaft weiterzutragen, seine Botschaft verkünden. Und überall dort kann Friede sein.
Aber: in der heutigen Zeit – angesichts aller Kriegs- und Krisenherde in unserer Welt und auch angesichts des vielfältig auftretenden Rechtsextremismus in unserem Land – stellt sich die Frage, ob diese Zusage und dieses Zutrauen nicht eher eine Zumutung ist. Wie sieht das denn bei uns selbst aus, wenn wir uns den Frieden wünschen. Machen wir das aus vollem Herzen oder „weil es halt so ist“? Sehen wir nicht ein manches Mal darin eine Zumutung, wenn in unmittelbarer Nähe Personen sind, mit denen wir „nicht so gut können“ oder gar im Streit liegen?
Wäre dann nicht die Gelegenheit, diese vermeintliche Zumutung als Zusage und Zutrauen zu sehen, dass Frieden möglich ist, wenigstens im eigenen Umfeld?
Patrizia Magin
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben
Die Bildreden Jesu holen uns Menschen ab mit Bildern, die wir kennen. So auch die Rede zum 5. Sonntag der Osterzeit: da geht es um das schöne Bild vom Weinstock und den Reben – ein Bild, das uns in der Pfalz Lebenden wohlvertraut ist – auch wenn wir jahreszeitlich gesehen noch nicht bei der Weinlese angekommen sind.
Nichtsdestotrotz kann dieser Text sehr nachdenklich machen. Dass ich selbst eine Rebe bin, das ist vorstellbar: mein Glaube ist Fundament in meinem Leben. Bereits durch die Taufe habe ich eine Dauerverbindung mit Gott, weiter gefestigt durch Erstkommunion und Firmung. Ich habe Gottes Zusage seiner Nähe und weiß, dass er mich nicht alleine lässt.
Dass mein Glaube Erwartungen mit sich bringt, ist mir auch klar: ich habe den Auftrag, als Christin zu leben. Das ist nicht immer einfach, nach dem Evangelium zu leben und zu handeln – so wie Jesus mir und uns das vorgelebt hat. Aber dann ist im Evangelium auch die Rede von Früchten, die ich hervorbringen muss. Ehrlich gesagt: das macht mit ein bisschen Angst – was ist denn damit gemeint, was sind das für Früchte? Soll ich andere Menschen „bekehren“ und/oder sie zu gläubigen Christ*innen machen? Wäre es nicht anmaßend von mir, über die Gläubigkeit eines anderen Menschen zu urteilen? Oder soll ich vielleicht „einfach“ vom Glauben, von meinem eigenen Glauben erzählen und so Zeugnis geben, meinen Glauben an andere Menschen weiterzugeben – auf verschiedenste Art? Aber wie geht das?
Gelebter Glaube fordert immer wieder heraus: Stellung beziehen und im Sinne des Evangeliums leben. Nicht andere Menschen bekehren zu wollen oder ihnen etwas überzustülpen, sondern überzeugend den Glauben zu leben und so Beispiel zu geben. Ob das ein ehrenamtlicher Dienst in einem Gremium ist oder Katechet*in bei Erstkommunion bzw. Firmung, ob das Unterstützung bei Hilfsmodellen wie 72-Stunden-Aktion oder dem Frühstücksangebot in der Kita St. Ludwig oder ob ich nachbarschaftliche Hilfe leiste. Ganz egal! Denn Gott kennt und Gott liebt mich – jede/n Einzelne/n von uns. Und wenn ich mich wirklich bemühe, meinem Glauben in meinem Leben Platz zu geben, Glauben lebe und ihn selbst auch ernst nehme, dann werden (mit Gottes Hilfe und Unterstützung) Früchte entstehen. Dann ist die angesprochene Angst vor dem Anspruch, dass ich Früchte hervorbringen muss, null und nichtig. Denn im Grunde muss ich nur eins: anfangen – und dann weitermachen, oder?
Patrizia Magin
Ostern - Fest der Hoffnung
Am vergangenen Wochenende haben wir das Osterfest gefeiert. Das Osterfest wird am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Frühling – die Natur erblüht und erwacht neu – Neuanfang. Auch Jesu Auferstehung und der Sieg des Lebens über den Tod ist ein Neuanfang – für uns alle.
Im 1. Korintherbrief heißt es: „Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid!“ (1 Kor 5,7). Ermutigt das nicht, mit neuer Energie und neuem Elan die wichtigen Fragen meines Lebens und Glaubens anzugehen? Vom alten Sauerteig der Bosheit und der Schlechtigkeit ist in der Lesung die Rede. Vieles macht uns Sorgen in dieser Zeit: Hungersnöte in vielen Teilen unserer Erde, de Nahost-Konflikt, der Ukraine-Krieg und die vielen anderen Kriege in der Welt, Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus … Aber auch Querelen innerhalb der Familie oder im Freundeskreis, bei der Arbeit, in der Schule oder dem ehrenamtlichen Engagement beschäftigen uns.
Und doch ist bei allem Leid der Welt (im Großen wie im Kleinen) Ostern nicht nur ein, sondern das Fest der Hoffnung. Jesus siegt über den Tod! „Dieses Fest nimmt das Dunkel nicht weg – aber es sagt mir zu, dass Gott mit mir geht, durch alle Dunkelheiten hindurch“, schreibt Autorin Andrea Schwarz in ihrem Buch „Eigentlich ist Ostern ganz anders“.
Lassen wir es zu, dass auch wir – mit Blick auf die kleinen und großen Konflikte um uns herum und auf der Welt – hoffnungsvolle und hoffnungsfrohe Menschen sein können, ganz nach den Worten aus dem Korintherbrief: „Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid!“
Patrizia Magin (nach einer Idee Bibelfenster des Bistums Osnabrück)
Die 10 Gebote - heute aktueller denn je
Am 3. Fastensonntag haben wir in der ersten Lesung die Weisungen Gottes an uns Menschen gehört, bekannt als die 10 Gebote. Diese sind – wie Hermann Steinkamp im „Bibelfenster“ des Bistums Osnabrück schreibt – ein vertrauter Text. Wie es ihm als Kind ergangen ist und heute damit ergeht, ist im Beitrag nachzulesen und lädt zum Nachdenken ein.
Patrizia Magin
In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg Sinai alle diese Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. |
Exodus 20,1-3.7-8.12-17 |
Das Zehnwort, der Dekalog, ein vertrauter Text. Und doch bei mir auch mit gemischten Gefühlen behaftet. Als Kind habe ich mit ihm immer ein bestimmtes Gottesbild verbunden. Der Erzieher-Gott, der mit strenger Moral auf sein Kind schaut und sagt, was geboten und verboten ist: Du sollst – du sollst nicht.
Erst später habe ich erfahren, wie wichtig und entscheidend zum Verständnis der sogenannten zehn Gebote der erste Vers ist: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Diese für das Volk Israel fundamentale Erfahrung, Gott hat uns aus dem Land der Unfreiheit und Knechtschaft in das Land der Freiheit geführt, ist die Grundlage, von der her die Gebote - besser als: Weisungen zum und ins Leben - verstehbar sind.
Der Gott des Exodus, des Auszugs und der Befreiung aus Gefangenschaft und Unfreiheit, will uns Menschen mit seinen Weisungen ins Leben führen. Gott schenkt uns Menschen Würde und setzt uns in Freiheit. Seine Weisungen geben uns Orientierung. Sie zeigen uns, wie menschliches Leben und Miteinander gelingen kann, auch heute noch. Wo wir entgegen den Weisungen Gottes leben, setzen wir andere Menschen in Unfreiheit, nehmen ihnen die Würde und sind selbst Gefangene unserer eigenen Begierden.
Durch die Brille dieser Weisungen geschaut sind die verschiedenen Krisen unserer Zeit, der sexuelle Missbrauch in den Kirchen und Gesellschaften, die Kriege, die Ausbeutung der Ressourcen in den Ländern des globalen Südens, die Klimakrise Folgen ihrer Nichtbeachtung.
Für die jüdisch-christliche Tradition gibt es keine Trennung zwischen dem religiösen und dem weltlichen Bereich. „Gott wird geehrt, indem man seine Geschöpfe ehrt und achtet, wie die Weisungen Gottes es verlangen.“ (Fulbert Steffensky)
Quelle: www.bistum-osnabrueck.de/bibelfenster
Maskerade
Im Februar steht in jedem Jahr größtenteils die sogenannte „5. Jahreszeit“ im Mittelpunkt: die Faschingszeit. Viele Menschen lieben es, sich zu verkleiden, zu feiern, Spaß zu haben – und (zumindest für ein paar Stunden) Sorgen und Nöte zu vergessen. Vielfach gehört zum Kostüm eine Maske dazu, um die Verwandlung in eine andere Person zu perfektionieren. Ist es nicht ein Widerspruch in sich, mit einer Maskerade andere Personen nicht nur darstellen zu wollen, sondern diese gar perfektionieren zu wollen?
Eine andere Person sein bzw. eine Maske tragen – wie sieht es damit bei mir selbst während des ganzen Jahres aus? Wie oft trage ich selbst eine Maske, damit andere Menschen nicht sehen, nicht mitbekommen, wie es mir geht? Keiner von uns Menschen ist perfekt – jede und jeder hat seine Fehler und Macken. Aber Gott nimmt uns alle an, wie wir sind – mit unseren Fehlern und Macken. Und vor ihm haben wir es nicht einmal nötig, eine Maske zu tragen. Das ist sowieso zwecklos, wenn wir das meinen würden: Gott kennt jede und jeden Einzelne/n von uns in- und auswendig. Vor ihm braucht es keine Maske; vor ihm kann ich so sein, wie ich bin – und das Schöne daran ist: Gott nimmt mich so an wie ich bin.
Mitte Februar beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Für mich und für uns alle eine gute Gelegenheit, die über’s Jahr gesammelten Masken abzulegen und ganz Mensch zu sein – in erster Linie vor Gott.
Patrizia Magin
Gute Vorsätze
Vor wenigen Tagen haben wir uns vom Jahr 2023 verabschiedet und das Jahr 2024 begonnen. Nicht wenige von uns mit dem einen oder anderen sogenannten „guten Vorsatz“. Mal ehrlich: haben Sie sich auch etwas oder sogar einiges vorgenommen? Und bisher durchgehalten oder diese/n doch schon wieder gebrochen bzw. sind rückfällig geworden?
Es ist nicht so einfach, solche guten Vorsätze durchzuhalten. Aber: wir leben in der Gewissheit, dass Gott uns immer wieder neu animiert, gute Vorsätze zu fassen – und bei uns bleibt, wenn wir diese nicht durchhalten. In meinen Augen ist es tröstlich, diese Gewissheit zu haben: Gott ist da, wo auch immer ich bin und was auch immer ich tue. Da macht es auch nichts, wenn ich an guten Vorsätzen scheitere – denn er fängt mich auf.
Patrizia Magin
Du bist da
Wohin ich auch gehe,
Du bist schon längst da;
Du bist diesseits und jenseits
aller Zonen, aller Grenzen,
aller Längen- und Breitengrade.
Wie immer ich die Welt aufteile,
Du bist in Nord und Süd,
in Ost und West;
Du bist im Sonnenschein
und in der Nacht.
Du bist mit mir
im tiefsten Schnee,
im stärksten Regen,
auf dem weiten Meer,
auf dem höchsten Berg,
überall bist Du.
Du bist der Tag,
Du bist die Nacht,
kein Datum hält dich auf,
Du springst mit mir
über alle Zäune,
Du nimmst mich mit
durch alle Zeiten.
(Frank Maibaum) @ www.frank-maibaum.de