Für wen haltet Ihr mich?

Mal ehrlich: diese Frage aus dem Evangelium des vergangenen Sonntags (Mt 16, 15), die Jesus seinen Jüngern stellt, klingt fast wie eine Quizfrage. Und wer quizzt heutzutage nicht gerne – Möglichkeiten in Funk und Fernsehen gibt es in Hülle und Fülle. Man kann seinen Horizont erweitern; man hat gute Unterhaltung; man lernt immer wieder etwas dazu – und manchmal erfährt man auch Dinge, die man gar nicht wissen will.

Aber bei der Frage Jesu geht es natürlich um mehr. Seine Frage ist beileibe keine Quizfrage! Jesus will es genau wissen; zuerst fragt er, für wen die Menschen ihn halten. Das ist allgemein gehalten und den Jüngern fällt die die Antwort noch leicht, denn sie zählen einige der Propheten auf. Doch dann bohrt Jesus tiefer und will die Meinung der Jünger wissen, will wissen, für wen sie selbst ihn halten, jeder Einzelne von ihnen. Da geht es schon ans Eingemachte – jetzt gilt es, Farbe zu bekennen. Im Evangelium kommt direkt im nächsten Satz die Antwort von Simon Petrus: „Du bist der Christus, der von Gott gesandte Retter! Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Mt 16, 16)

Ob Petrus wirklich direkt geantwortet hat oder ob vielleicht einige Zeit zwischen Frage und Antwort vergangen ist – wir wissen es nicht. Aber auch wir sind heute von dieser Frage angesprochen; jede und jeder einzelne von uns. Für wen halten wir, für wen halten Sie Jesus Christus?

Patrizia Magin

... verleiht Flügel

Die meisten von Ihnen kennen wahrscheinlich den Werbeslogan eines sogenannten Energiedrinks: „… verleiht Flügel“. Ich selbst haben diesen Drink noch nicht probiert, kann mir aber schwerlich vorstellen, dass ich nach dem Genuss derart gepusht bin wie in der Werbung zu sehen.

Anders ist es mit dem Glauben: der kann wahrlich Flügel verleihen – und man muss dazu nicht mal ein Engel sein. Und dafür gibt es viele Beispiele: da heben die Mitglieder des Caritas-Ausschusses gemeinsam mit vielen anderen Unterstützenden den Mittagstisch in den kalten Monaten aus der Taufe; da engagieren sich Menschen im Bereich der Katechese, sei es Erstkommunion- oder Firmvorbereitung; wieder andere übernehmen Dienste bei Gottesdiensten, angefangen vom Sakristeidienst, über Lektoren- und Kommunionhelferdienst bis hin zur Leitung von Andachten, Wort-Gottes-Feiern oder Hauskommunion.

Wertvoll und wichtig ist der Austausch und die Kommunikation in allen diesen Bereichen. Und ebenso wertvoll und wichtig ist das Engagement selbst – das kann wahrlich Flügel verleihen; ist noch dazu kostenfrei und macht Spaß.

Patrizia Magin

Untergehen

Wer kennt das nicht? Situationen im Leben, in denen jede*r froh ist, eine helfende Hand entgegengestreckt zu bekommen, also Unterstützung in irgendeiner Form zu erhalten. So geht es auch Petrus im Evangelium des vergangenen Sonntags. Er wagt den Gang aufs Wasser – doch dann kommen die Zweifel, er bekommt Angst vor der eigenen Courage, beginnt zu zweifeln und droht unterzugehen. Doch Jesus wäre nicht Jesus, würde er Petrus jetzt der stürmischen See ausliefern, ihn alleine lassen – und untergehen lassen. Jesus ist nicht sauer, dass Petrus zweifelt – er rettet ihn vor dem Untergehen, reicht ihm seine Hand.

Jesus streckt jedem von uns immer wieder seine helfende Hand entgegen, gleichgültig, in welchem Dilemma wir uns befinden, welche Zweifel wir haben, wie groß unsere Verzweiflung ist. Zweifeln und Hinterfragen, sich Gedanken machen – das gehört zum Glauben. Sehe ich immer die helfende Hand, die mir immer wieder ohne Wenn und Aber entgegengestreckt wird?

Patrizia Magin

Hier wird Glaube erlebbar

Dieser Satz fiel in einem Interview beim Weltjugendtag in Lissabon, der am vergangenen Sonntag zu Ende ging. Eine knappe Woche hatten sich Jugendliche aus aller Welt in Portugal getroffen, um ihren Glauben zu leben und zu feiern.

Der zitierte Satz macht nachdenklich – er stammt von einem jungen Mann aus München. Mir stellt sich die Frage, ob Glaube bei uns, in unseren Gemeinden und unseren Pfarreien nicht mehr (er)lebbar ist bzw. gelebt wird. Sicherlich sind solche Ereignisse einprägsam und bleiben in Erinnerung. Ich selbst denke dabei zurück an die Katholikentage in München, Berlin oder Karlsruhe. Mit vielen anderen Menschen über den Glauben sprechen, den Glauben erleben und – wie in München oder Berlin – den Abschlussgottesdienst im jeweiligen Olympiastadion zu feiern, das hat schon etwas. Aber ist das alles? Oder wie können solche Stimmungen im Alltag „ankommen“?

Dazu gehört es meiner Ansicht nach auch, sich (immer wieder) über den Glauben auszutauschen und einen solchen Austausch nicht als Tabuthema zu betrachten. Jede*r Gottesdienstbesucher*in teilt den Glauben in der Gemeinschaft mit anderen. Doch wie sieht es außerhalb von Gottesdiensten aus? Teilen wir auch da unseren Glauben? Tauschen wir uns über unseren Glauben aus? Leben diesen und machen diesen erlebbar? Alles Fragen, die mir angesichts dieses einen Satzes aus dem Interview beim Weltjugendtag in Lissabon durch den Kopf gehen.

Wie erleben Sie Glauben im Alltag?

Patrizia Magin / Logo Weltjugendtag 2023 Lissabon

Hörendes Herz

In der ersten Lesung des vergangenen Sonntags haben wir von Salomo gehört, der sich ein hörendes Herz gewünscht hat. Der Herr erscheint Salomo im Traum und fragt ihn nach einer Bitte, die er ihm gewähren wolle. Und Salomo bittet um ein hörendes Herz, u. a., damit er das Gute vom Bösen zu unterscheiden vermag. Und der Herr gewährt Salomo diese Bitte. Mal ehrlich: wenn Sie gesagt bekommen, Sie hätten einen Wunsch frei – würden Sie sich auch ein hörendes Herz wünschen?

Ich behaupte mal – und nehme mich da selbst nicht aus – dass diese Bitte nicht die wäre, die an erster Stelle steht. Bei vielen wäre wohl Gesundheit und Frieden, eventuell ein Ende der Arbeitslosigkeit oder gar Wohlstand und vermutlich noch einiges mehr – ehe da die Bitte nach einem hörenden Herz käme.

Und dennoch: Wäre das nicht auch etwas für uns Menschen – ein hörendes Herz, um Gutes und Böses zu unterscheiden? Hören, was uns unser Gegenüber mitteilen will und nicht auf Hörensagen, Gerüchten, Fake News oder ähnliches hereinzufallen. Auf unser Herz hören und hinhören – auch auf die leisen Töne oder die Zwischentöne.

Patrizia Magin

 

Gedanken zur ersten Lesung am 17. Sonntag im Jahreskreis

Aus vielen Sätzen besteht heute die erste Lesung.
Einen Satz greifen wir heraus– um ihn besser zu begreifen.

Gott will Salomo einen Wunsch erfüllen:
freie Auswahl, alles ist möglich, alles ist wünschenswert.

Was wünscht sich König Salomo?
»Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz!«

Ein sich für die Gerechtigkeit einsetzendes Herz
will Salomo sich von Gott in sein Herz einsetzen lassen.

Salomo ist es ein Herzensanliegen,
die Menschen mit dem Herzen zu hören.

Gott erfüllt ihm seinen Herzenswunsch und schon bald
kann Salomo Unerhörtes, Verhörtes, Ausgehörtes hören:

Er hört die Menschen,
deren Ohren verstopft sind
und die sich nach lieben Worten sehnen.