"Guten Freunden gibt man ein Küsschen..."
Wer kennt diesen Werbeslogan und die dazugehörigen Bilder nicht? Freundschaft wird mit Leichtigkeit, Lachen und Lebenslust präsentiert. Doch sind das dann auch die Freunde, die da sind, wenn im Leben etwas nicht rund läuft? Wenn Tiefschläge gleich welcher Art passieren? Wo sind da die Freunde, die zwar zur Stelle sind, wenn es etwas zu feiern gibt, wenn das Leben für sie selbst Vorteile bietet – aber nicht dann, wenn es „unbequem“ für sie selbst werden könnte? Wenn sie gefragt sind, zuzuhören, Tränen zu trocknen und Halt zu geben?
Wie beurteilen wir uns selbst – sind wir eher die „Schön-Wetter-Freunde“ oder sind uns unsere Freunde auch dann wichtig, wenn es ihnen nicht gut geht? Bestimmt ist nicht jeder Freund oder jede Freundin als „bester“ Freund oder „beste“ Freundin zu bezeichnen – aber helfen und nicht wegschauen, wenn Hilfe oder Beistand gebraucht werden, sollte selbstverständlich sein.
Patrizia Magin
Enge Kiste
Wieder einmal eine Redewendung: als „enge Kiste“ bezeichnen wir das, was (meist) gerade nochmal so gut gegangen ist. Ob es eine Prüfung war, die mit viel Glück bestanden wurde; ob es eine brenzlige Situation beispielsweise im Verkehr war; ob es ein Missverständnis mit Menschen gewesen ist, das zum Zerwürfnis hätte führen können … Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Am vergangenen Sonntag haben wir im Evangelium von der engen und der verschlossenen Tür gehört (Lk 13, 22-30). In Vers 24 heißt es: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen“ – da stellt sich die Frage: Könnte diese „enge Tür“ irgendwann einmal eine „enge Kiste“ werden?
Und falls ja, kann und wie kann ich das vermeiden? Die Antwort darauf gibt uns immer wieder das Evangelium. Wenn wir in der Nachfolge Jesu leben und damit seine Botschaft leben und an diese glauben, dann werden wir mit seiner Hilfe durch jede noch so enge Tür gelangen.
Patrizia Magin
Der springende Punkt
Eigentlich eine lustige Vorstellung: ein Punkt, der auf und ab springt. Aber im Grunde sagt diese Redewendung umgangssprachlich aus, was wirklich wichtig ist. Zurückführen lässt sich diese Redewendung bereits auf den griechischen Philosophen Aristoteles: dieser hat einen springenden Punkt in einem Hühnerei erkannt, nämlich in dem Küken, das im Ei wächst und gedeiht. Durch die Entwicklung des neuen Lebens lässt sich so auch ein kleines, schlagendes Herz erahnen. Auch bei der Entwicklung des Menschen ist auf den Ultraschallbildern das Herz des Babys als bewegender Punkt zu sehen.
So gesehen hat diese Redewendung etwas Einzigartiges: sie besagt, was wirklich ist – und das ist letztlich das Herz des Menschen. Anders ausgedrückt (nach dem „kleinen Prinzen“ von Antoine de St. Exupéry): „Man sieht nur mit dem Herzen gut – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Unsichtbar ist für uns die eingangs erwähnte Vorstellung eines auf und ab springenden Punktes; sichtbar sind jedoch die Worte und Taten, die von Herzen kommen – und das ist der springende Punkt. Der Punkt, das Herz, von dem das Leben ausgeht.
Patrizia Magin
Beim Wort nehmen
Wer kennt das nicht? Da fordert jemand anderes etwas von mir ein oder ich selbst fordere etwas bei jemand anderem ein - eine getroffene Aussage ernst nehmen bzw. sich auf eine getroffene Aussage verlassen. Und was passiert bei einer Enttäuschung? Nicht selten entstehen Unstimmigkeiten, Streitereien oder gar Zerwürfnisse.
Anders ist das bei Gott: er lässt sich beim Wort nehmen; ich kann mich auf sein Wort verlassen. Bin ich mir dessen (immer) bewusst? Und lasse ich mich auf sein Wort ein?
Patrizia Magin
All meine Worte
All meine Worte
Meine sichere Habe
nahm ich und beugte sie
über dein Schweigen
Komm
über die Worte zu mir
Leg deine Fragen um mich
Ich will dir Antworten geben
aus: Ute Elisabeth Mondhorst / Herbert Jung „Kurzmeditationen“, Herder-Verlag
Windhauch, Windhauch
„Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?“ (Koh 1, 2+3)
Mit diesen Worten beginnt das Buch Kohelet im Alten Testament. Wie viel Aktualität haben diese Worte heute angesichts des Kriegs in der Ukraine und in anderen Ländern dieser Welt, angesichts der Klimaveränderungen und -katastrophen, angesichts explodierender Kosten und letztlich angesichts der aus allem resultierenden Ungewissheit?
Doch ist an diesen Worten nicht auch etwas Wahres für mich selbst dran? Wie oft ist mir Besitz wichtig – sei es eine Immobilie oder ein Gartengrundstück, seien es Wertpapiere oder Schmuck oder …? Ist nicht im Gegenteil das Leben wichtig – und zwar wichtiger als Besitz? Ist es nicht eher von Vorteil, sich nicht für Besitz anzustrengen, sondern für das Leben – in Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen?
Patrizia Magin