Informationen
Die Glasfenster der Ludwigskirche wurden von Prof. Emil Wachter entworfen und gestaltet.
1977/78
Rosetten und 5 Chorfenster, Bleiverglasung unbemalt
DIE BERGPREDIGT (Mt 5, 1-7, 29)
Bilderfries im Hauptschiff
1980/82
Sintflutfenster (Noach), Querhaus Süd, Bleiverglasung bemalt
Architekt:
Walter Klumpp, Ludwigshafen
Ausführung:
Maurer und Bleidorn, Speyer
Karlsruher Glaswerkstätte Scharf
Texte:
Peter Josef Kalt, Studiendirekter a. D., geboren 1946 in Ludwigshafen am Rhein. Frühes Interesse an Kunst und Musik geweckt durch Elternhaus und Kirche. Studium des Lateinischen und der Geschichte, dazu Nachqualifikation in katholischer Theologie. Berufliche Tätigkeit in Worms, Washington D.C., Neustadt an der Weinstraße und Frankenthal.
Alban Meißner, geboren 1963 in Wattenheim, Priesterweihe 1991. Pfarrer an St. Ludwig, Herz Jesu, Heilig Geist und St. Sebastian. 2012 Wahl und Ernennung zum Dekan von Ludwigshafen
Die Bergpredigt: Mt 5,1 - 7,29 - Einführung
Der Fensterfries der Ludwigskirche hat als Thema die Bergpredigt, wie sie im Matthäusevangelium 5,1 – 7,29 überliefert ist. Das hat einen besonderen Grund: Die Ludwigskirche im Zentrum der Stadt wird von vielen Menschen, auch Nichtchristen, besucht. Ihnen allen, Christen wie Nichtchristen, soll vor Augen geführt werden, was Christen wollen und was Inhalt des christlichen Glaubens ist. Und hier bietet sich die Bergpredigt Jesu in besonderer Weise an. Sie veranschaulicht, wer Jesus ist: Er ist der wahrhaft Arme, der wirklich Sanftmütige, der, der hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit … Alles, was sie an Verhaltensregeln und Ratschlägen enthält, hat seinen Grund in dieser Analogie: Wer in Jesu Nachfolge treten will, hat ihn als Vorbild. Und hier haben die Seligpreisungen eine herausragende Funktion. In ihnen konkretisiert sich die Person Jesu, und im Gefolge die Christen selbst als Idealbild. Dass Menschen dieses Ideal nie ganz erreichen können, versteht sich von selbst. Aber das Bild des Menschen, das hier gezeichnet wird, ist und bleibt Orientierung für uns als Christen.
Wer mit dem Text der Bergpredigt in der Hand die Bilder meditiert, wird manche Redewendung entdecken, die mittlerweile als Sprichwort Eingang in unsere Alltagssprache gefunden hat: Der Splitter im Auge des Bruders und der Balken im eigenen Auge, die falschen Propheten, die als Wölfe im Schafspelz daherkommen, das Bauen auf Fels und auf Sand … all das belegt, wie eng die Bibel und unsere Kultur zusammenhängen. „Die Schrift nicht kennen, heißt Jesus Christus nicht kennen“, sagt der heilige Hieronymus. Die Schrift kennen, bedeutet aber auch ein vertieftes Verständnis für unsere Kultur zu entwickeln. Auch dazu will die Kirche St. Ludwig einen Beitrag leisten.
Vorbemerkung zur Symbolsprache der Glasfenster
In der christlichen Kunst spielt die Symbolsprache der Bilder eine große Rolle. Auch in den Glasfenstern von St. Ludwig lassen sich einige große Linien erkennen, so zum Beispiel: der Kreis (einer oder drei) als vollkommene geometrische Figur – ohne Anfang und Ende – steht für die Person Gottes. Die Sphäre des Göttlichen ist meist in blauer Farbe dargestellt, die Sphäre des Irdischen in Braun. Ein deutliches gläsernes Querband trennt häufig den himmlischen vom irdischen Bereich.
Die folgenden Anmerkungen zu den Fenstern versuchen, diese Sprache zu übertragen und in Bezug zu den jeweiligen Bibelstellen zu setzen. Der Text der Bibelstellen ist dabei der Einheitsübersetzung entnommen.
Die acht Seligpreisungen (Fenster 1 - 8)
Mt 5, 1 – 3
5:1 Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm.
5:2 Dann begann er zu reden und lehrte sie.
5:3 Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich
Wer sind diese „Armen“? Eine Auslegung betont, dass damit die gemeint sind, die das mosaische Gesetz zwar kennen, aber mit dem Leben nach diesem Gesetz Probleme haben. Während die Schriftgelehrten diese „Armen vor Gott“ verdammen, nimmt Gott sie so, wie sie sind, in sein Reich auf.
Ähnlich einem Fächer beginnt die Verkündung der Seligpreisungen. Gott reicht den „Armen“ seine Hand. Das ist die zentrale Aussage des ersten Fensters. Die senkrechte Dreigliederung lässt an die Dreifaltigkeit denken. Herausragend ist die Mitte: Jesus lässt den Menschen teilhaben am Himmelreich. Der Geist als Hoffnungsträger (grüne Farbe) schließt nach unten hin diese himmlische Sphäre ab.
Mt 5, 4
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Der Mensch empfindet Trost, wenn ihn jemand in die Arme nimmt. Die körperliche Wärme und Nähe tut ihm gut. Er ist nicht mehr alleine mit seinem Leid. So nimmt auch der himmlische Vater Menschen, die Trost brauchen, in seine Arme.
Mt 5, 5
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Idyllisch stellt der Künstler die dritte Seligpreisung dar: die Gewaltlosen sind in der Heilswelt Gottes angekommen. Sie wird in Form prächtiger Häuser im Grünen dargestellt. Gott hat diesen Menschen eine „Wohnstatt“ bereitet.
Mt 5,6
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Mose steigt vom Berg Sinai herab und trifft seinen Bruder Aaron. In Form der Gesetzestafeln „sättigt“ Gott die, die „hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“. Mose bringt das von Gott gesetzte Recht aus der himmlischen Sphäre (blau) auf die Erde (braun).
Mt 5, 7
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Barmherzige Menschen werden auf der ganzen Welt gebraucht. Es gibt leider zu wenige davon. Wer aber könnte den barmherzigen Menschen in unserer Zeit besser verkörpern als Mutter Teresa aus Kalkutta in Indien: „misericordia“, das lateinische Wort für Barmherzigkeit drückt es aus: ein Herz (cor = Herz) für Menschen, denen es nicht gut geht (miser = arm, elend, unglücklich).
Mt 5, 8
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Feuer hat in der Mythologie eine reinigende Kraft. Es verbrennt das Schlechte, zurück bleibt das reine Herz. Es hat unmittelbaren Zugang zu Gott.
Mt 5, 9
Selig die Friedfertigen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Zwei Menschen, unterschiedliche Charaktere, vielleicht auch persönliche Gegenspieler reichen sich trotz aller trennenden Symbolik (Eisentor, Nieten, Schloss) kräftig die Hand zum Frieden. Sie scheinen nicht mehr loslassen zu wollen. Aus Unterschiedlichem (oberer Kreis mit Trennungsstrich) wird Einheit (unterer Kreis).
Mt 5,10
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich.
Wer für Gerechtigkeit kämpft und sich für dieses moralische Gesetz stark macht, wird in vielen Teilen der Welt verfolgt und oft genug mit dem Tod bestraft. Für diese Menschen hält Gott das Himmelreich offen.
Anwendung der Seligpreisungen auf die Jünger und deren Beruf (Fenster 9 - 12)
Mt 5, 11 – 12
5:11 Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
5:12 Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.
Hochhäuser und Straßenschluchten sind Zeichen für die Anonymität und Einsamkeit unserer Tage. Es ist schwer, die Menschen auf das Wort Gottes hinzuweisen. Es interessiert sie nicht, sie werden sich nicht von ihrer atemlosen Hektik und Betriebsamkeit abbringen lassen. Sie kommen nicht mehr zur Besinnung. Wer als Jünger Jesu das Wort Gottes verkündet, spricht dann an ihnen vorbei. Die Menschen gehen hastend auf einer Brücke, die zum nächsten Fenster hinüberführt.
Mt 5, 13
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
Salz, das wichtigste und notwendigste Gewürz der Menschen wird nicht mehr geachtet, wenn es schal geworden ist. Man wirft es weg. Wer will schon Gottes Wort von „laschen“ oder „schalen“ Verkündern hören? „sal“ (lat.) – Salz, bedeutet im übertragenen Sinn auch: witzig, geistig rege, immer präsent, aufgeweckt; so wünscht sich Gott die Verkünderinnen und Verkünder des Evangeliums.
Mt 5, 14 a
Ihr seid das Licht der Welt.
Jesus nennt uns nicht nur „Salz der Erde“, sondern auch „Licht der Welt“. Wenn wir in diesem Sinne Jüngerinnen und Jünger Christi werden, dann geht von uns ein strahlendes Licht aus. Wenn wir aber nicht glühen, erstarrt die Welt! Vielleicht denken wir daran, wenn wir das nächste Mal eine Kerze anzünden.
Mt 5, 14 b
Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
Auch von der Stadt, die auf dem Berge liegt, kann ein Licht für andere ausstrahlen. So kann man weit hinaus ins Land sehen. So sollen auch wir die Frohe Botschaft in aller Welt leuchten lassen.
Jesus fordert dazu auf, ein neues Verhalten in seinem Sinne zu erlernen und zu zeigen (Fenster 13 - 24)
Mt 5, 17 – 20
5:17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben sondern um zu erfüllen.
5:18 Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
5:19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
5:20 Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Der Prophet Israels (Jahwe) ist Mose im brennenden Dornbusch erschienen und hat seinem Volk eine Rechtssatzung gegeben. Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben versucht, dieses Gesetz zu deuten und haben dabei eine Unzahl von Geboten aufgestellt. Im Blick auf diese Gebote (verdorrte Zweige rechts und links) schauen wir am Zentrum vorbei. Jesus verlangt von seinen Jüngern, dass sie sich an ihm orientieren; dieser Weg führt direkt von ihm zu Gott und dem Gesetz, so wie es ursprünglich von Gott gemeint war.
Mt 5, 21 – 22
5:21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gesetz verfallen sein.
5:22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Das Tun des Menschen endet nicht an den Schranken des Gerichts, die oben am Bildrand zu sehen sind. Der Mensch hat sich und sein Handeln vor Gott zu verantworten. Gottes „Sehen“ geht aber über das „Vor Augen Liegende“ (Streit, Mord, Wegschauen) hinaus. Gott sieht und hört, was im Verborgenen – in unseren Herzen – geschieht.
Mt 5, 23 – 26
5:23 Wenn du deine Opfergaben zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
5:24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.
5:25 Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solang du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen.
5:26 Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
Bevor sie ihre Gaben zum Altar bringen, fordert Jesus seine jüdischen Hörer auf, alle Hindernisse zu beseitigen die der Annahme des Opfers im Wege stehen. Auch für uns Christen gilt: Wenn wir zum Tisch des Herrn treten (vgl. den Altar im Chorraum), sollen wir unser Leben und unsere Beziehungen in Ordnung bringen.
Mt 5, 27 – 28
5:27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
5:28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Dieser Mann begeht in Gedanken Ehebruch. Ihm gefällt die vor ihm gehende hübsche Frau und er malt sich ein Verhältnis mit ihr aus. Wann beginnt Ehebruch? Nach Jesus schon in Gedanken, so wie bei dem Mann auf der rechten Seite des Fensters.
Mt 5, 29 – 30
5:29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
5:30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Den es ist besser für dich, dass eines der Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ob das Auge oder die Hand Böses getan haben, spielt für Jesus keine Rolle. Verantwortlich ist immer der ganze Mensch. Der Mensch soll sich vom Bösen distanzieren, um ins Himmelreich zu kommen. Jesus formuliert es so drastisch, wie der Künstler es dargestellt hat.
Mt 5, 31 – 32
5:31 Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.
5:32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Jesus rückt die Leidtragende einer Trennung nach dem jüdischen Gesetz in den Blick: die Frau. Heute wissen wir: Leidtragende sind eben nicht nur die Erwachsenen, sondern vor allem auch die Kinder. Die Tat muss von den Folgen her betrachtet werden.
Mt 5, 33
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.
„Wer einen Meineid schwört, ruft Gott zum Zeugen seiner Lüge an.“ So hieß es einmal im Katechismus. Ist ein Schwur immer nötig, oder genügt nicht vielmehr ein klares „Ja“ oder „Nein“? Das nächste Fenster gibt die Antwort.
Mt 5, 34 – 37
5:34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron
5:35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs.
5:36 Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einiges Haar weiß oder schwarz machen.
5:37 Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.
Das Fenster ist viergeteilt und illustriert den Himmel als Thron Gottes über der Erdkugel, die Erde als Fußbank Gottes, die heilige Stadt Jerusalem und das eigene Haupt: Es ist nicht nötig, bei Gott zu schwören. Ein deutliches „Ja“ und ein deutliches „Nein“ genügen vor Gott und den Menschen.
Mt 5, 38 – 39
5:38 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
5:39 Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.
Vergelte nicht Gleiches mit Gleichem! Die Spirale der Gewalt tritt dort in den Hintergrund, wo jemand sie durchbricht und dem Angreifer die andere Wange hinhält. Wie wird dieser reagieren.
Mt 5, 40
Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lasse ihm auch den Mantel.
Warum soll ich mich wegen eines Mantels vor Gericht streiten? Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Es lohnt nicht.
Mt 5, 41 – 42
5:41 Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
5:42 Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.
Zeige dich versöhnlich! Dies ist der göttliche Rat an uns Menschen. So wird der Wolkenschleier, der sich um dein Herz gelegt hat, weggezogen, und der Glanz Gottes überstrahlt alles.
Mt 5, 43 – 48
5:43 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
5:44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen,
5:45 damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
5:46 Wenn ihr nämlich nur die liebt die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?
5:47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?
5:48 Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch Euer himmlischer Vater ist.
Die Mauer ist hoch, die irdische Realität und göttliche Ordnung voneinander trennt. In der Welt herrschen Unmenschlichkeit und Gewalt. Das ist heute so, und war nicht anders. Damals waren die römischen Legionäre wegen ihrer Brutalität und die Zöllner wegen ihrer Wucherzinsen verhasst. Wer aber für seine Feinde betet, überwindet die Distanz. Er wird vom Geist aus der Welt getragen und darf einen Blick in die göttliche Ordnung werfen.
Vom richtigen Spenden und Beten (Vater unser) - Fenster 25 - 31
Mt 6, 1 und 6, 5 – 6
6:1 Hütet euch eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
…
6:5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler: Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
6:6 Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu: dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Gott braucht keine Öffentliche Demonstration unseres Betens und Handelns, wie wir es bei dem Mann in Blau auf der rechten Seite des Bildes sehen. Gott sieht auch das Gute, das wir im Stillen tun.
Mt 6, 2 – 4
6:2 Wenn du Almosen gibst, lasse es also nicht vor dir her posaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
6:3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.
6:4 Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Die rechte Hand am oberen Bildrand ist nicht die Hand Gottes: Es ist unsere Hand, ganz in Braun gehalten. Sie weiß nicht was die Hand auf der anderen Seite tut. Im Stillen spendet diese Geld, Lebensmittel und Trost. Untertitel mit Namensnennung wie in einer Spendengala über die Höhe und Art der Spende sind nicht nötig.
Mt 6, 7 – 8
6:7 Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.
6:8 Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.
Den vielen Worten der plappernden Heiden entsprechen die wild gestikulierenden Hände am unteren Bildrand, die sich dem heidnischen Tempel entgegenstrecken. Im Gegensatz dazu erscheint das Symbol der Dreifaltigkeit in Gestalt von drei Kreisen am oberen Bildrand: es strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Gott weiß, was wir brauchen und wird sich darum kümmern.
Mt 6, 9 – 10
6:9 So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt,
6:10 dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf der Erde.
Es gibt verschiedene Gebetshaltungen: stehen, knien, nach oben geöffnete Hände, gefaltete Hände … Beten bedeutet, ein Zwiegespräch mit Gott zu halten und Ergebenheit in seinen Willen zu zeigen. Das ist auch eine mögliche Übersetzung von „Islam“.
Mit der Gebetshaltung des Betenden im Fenster wird so auch zum Ausdruck gebracht: Das Vater Unser kann von allen monotheistischen Religionen gebetet werden. Die sieben Kreise am oberen Bereich des Bildes sind Symbole für die sieben Bitten des Vater Unsers.
Mt 6, 11
Gib uns heute das Brot, das wir brauchen.
Hier ist der Tisch mit den eucharistischen Gaben reich gedeckt: Brot und Wein stehen in der Mitte der Tafel. Mit am Tisch sitzen im Geiste die Emmaus-Jünger: „Als er das Brot brach, gingen ihnen die Augen auf…“. Früher gab es den Brauch in Erinnerung an den Leib des gekreuzigten Christus, den Laib Brot vor dem Anschneiden mit einem Kreuzzeichen zu versehen.
Und denken wir beim Betrachten der reich gedeckten Tafel auch an die, die kein täglich Brot zu essen haben!
Mt 6, 12
Und erlasse uns unsere Schulden wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben.
Da sitzt einer im Schuldturm und wird von seinem Gläubiger drangsaliert. Versucht die linke Hand des Schuldners um Gnade zu bitten? Haben wir schon einmal unseren Schuldnern vergeben? Es wäre einen Versuch wert. So wie wir darum bitten, dass Christus uns die Sünden erlässt, sollen wir auch mit unseren Schuldnern verfahren. So könnten wir großzügig nach einem Streit dem anderen verzeihen.
Mt 6, 13 – 15
6:13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.
6:14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
6:15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Der Mensch unterliegt vielen Versuchungen. Das zeigt dieses Fenster. Das dargestellte Paar ist der Versuchung des Geldes voll erlegen. Er protzig im eleganten Anzug, sie modern gestylt: ausgefallene Sonnenbrille, auffallend geschminkt, kostbarer Schmuck und zum Lebensstil passend ein Cocktailglas.
Man sitzt in einer teuren Loge. Unten weitere Statussymbole von heute: ein Coupé und ein großes Motorrad, die Gold Wing von Honda. Hier ist alles nach außen gekehrt. Wie sieht es in deren Innerem aus? Gibt es noch einen anderen Maßstab als das „Dollar-Zeichen“ im Auge?
Vom richtigen Fasten, dem Sammeln echter Schätze und der inneren Reinheit (Fenster 32 - 36)
Mt 6, 16 – 18
6:16 Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
6:17 Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht,
6:18 damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Eine strahlende, sauber herausgeputzte Eule und ein schmutzig wirkender, grölender Schreihals, der sich des Massenmediums Fernsehen bedient. Was ist seine Botschaft?
‚Schaut mich nur an, was ich alles gemacht habe! Macht es mir nach!‘ So könnten seine Worte lauten. Gott dagegen verlangt von uns Reinheit, also ein reines Herz, wenn wir fasten und keine „Schau-Fasten“. Auch hier geht es wieder um unser Inneres. Fasten dient dem Zweck, zum eigenen Ich vorzudringen, sich über sich klar zu werden. Die Eule als die Klügere hat dies schon lange begriffen.
Mt 6, 19 – 20
6:19 Sammelt nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen,
6:20 sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
Eine Tresortür führt uns in eine Schatzkammer, die überquillt von irdischen Reichtümern. Über diese Art der Reichtümer äußert sich Jesus sehr drastisch: „Motten, Rost und Diebe vernichten die irdischen Güter.“ Wir sollen also himmlische Schätze sammeln.
Mt 6, 21
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Das, was mir wichtig ist, liebe ich. So liebt der eine seine Medaille, die er vielleicht beim Motorradrennen gewonnen hat, die andere ihren Schmuck. Größer als irdische Werte jedoch ist der Himmel, der alles umschließt.
Mt 6, 22 – 23
6:22 Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper heil sein.
6:23 Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in der Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!
Wieder ist vom „Auge“ die Rede. Das Auge steht, wenn es klar und rein ist, für den reinen Leib. Gott sieht, ob es in uns finster ist; dann ist das Auge krank; ist es aber rein, dann ist es bei Gott. Der Blick dieses (Fenster-)Auges ist durch nichts getrübt. Dieser Blick geht weit. Der Blick des Mannes auf dem rechten dagegen ist vom Geld geblendet (Börse, Scheine). Sein Auge ist getrübt.
Von der Sorge um das Irdische (Fenster 37 - 44)
Mt 6, 24
Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
Der Mammon blockiert den geraden Weg, der zu Gott führt. Wer sich davon irritieren lässt, der kommt „aus dem Tritt“. Er wird den Weg nicht zu Ende gehen können, da er die Richtung verliert.
Mt 6, 25
Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Gott gibt uns genug zu essen. Seine geistige Nahrung kann hilfreicher sein als sich zu „überfressen“. Dies scheinen die beiden sehr korpulenten Herren noch nicht begriffen zu haben. Sie schaden sehr ihrer Gesundheit. Der Fingerzeig durch den Tod ist deutlich.
Und auch für die Kleidung sorgt er: Wir müssen nicht nackt und frierend durch das Leben gehen.
Mt 6, 26 – 27
6:26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
6:27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
Wie farbenfroh und gedankenreich hat Gott die Welt erschaffen. Bis ins Kleinste hat er alles „durchdacht“. Sorgenfrei leben die Vögel des Himmels, ernährt vom himmlischen Vater. Sie müssen nichts zusammenraffen. Warum sorgen wir uns also und verstehen nicht die Botschaft Gottes?
Mt 6, 28 – 32
6:28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lerne von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
6:29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
6:30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen?
6:31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken= Was sollen wir anziehen?
6:32 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Prachtvoll – wie die Vögel – entfalten die Lilien sich. Der Schöpfer hat ihnen alles Notwendige in Überfülle mitgegeben. Dabei handelt es sich bei den im Text genannten Lilien nicht um unsere Prachtzüchtungen, sondern um wild wachsende unkultivierte Sorten an den Hängen und in den Ebenen Palästinas. Im Vergleich zur Prachtentfaltung der „Vögel des Himmels“ und der „Lilien auf dem Felde“ wird als Mensch König Salomon ausgewählt. Geschmückt mit der Amtskette und dem Zepter als Zeichen der weltlichen Macht, prächtig gekleidet in einen schweren Königsmantel, sieht er uns schwermütig an. Und dennoch sind die Vögel und Lilien in den Augen ihres Schöpfers prachtvoller als Salomon, sagt Jesus. Er möchte nicht, dass wir kleingläubig sind und am Irdischen hängen; das ist heidnisch gedacht.
Mt 6, 33 – 34
6:33 Euch aber muss es zuerst um das Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
6:34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.
Deshalb rät Jesus, sich vom irdischen „Gefängnis“ (braunes Fenstergitter) freizumachen und nach seiner Gerechtigkeit zu streben. Dann sind auch die Sorgen um das Morgen vergessen. Im vierblättrigen Kleeblatt erschließt sich symbolisch für den Menschen das himmlische Glück.
Vom Richten, Beten und Handeln (Fenster 44 - 48)
Mt 7, 1 – 2
7:1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
7:2 Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.
Was ist das rechte Maß beim Richten? Ein verkündetes Strafmaß empfinden die einen als gerecht, die anderen als ungerecht. Daher empfiehlt Jesus: „Richtet nicht, sonst werdet ihr gerichtet!“ In Form von unterschiedlich gefüllten Wassergläsern werden unterschiedliche Strafmaße dargestellt. Welches ist das richtige?
Mt 7, 3 – 5
7:3 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?
7:4 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken?
7:5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
Jesus möchte, dass wir vorsichtig sind in der Be- oder Verurteilung unseres Nächsten. Deshalb spricht er folgenden Satz: „Seht erst den Balken in eurem eigenen Auge“, statt brutal den „kleinen Splitter im Auge eures Nächsten“ zu entfernen. Handeln wir so, sind wir in den Augen Gottes auch keine Heuchler.
Mt 7, 6
Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Unser Glaube ist uns heilig, so wertvoll wie eine kostbare Perle. So sollen wir unseren Glauben nicht wie „Perlen vor die Säue“ werfen, wo er mit Füßen getreten wird. Das zeigt die untere Fensterhälfte.
In der oberen zerreißt gerade ein Hund die Schriftrollen (den Glauben) des Alten Testaments in seinen Fängen. Uns wird es genauso ergehen, wenn wir unseren Glauben nicht achten.
Mt 7, 7 – 8
7:7 Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden, klopft an, dann wird euch geöffnet.
7:8 Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
„Wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Welche Hoffnung und Zuversicht liegt in diesen Worten Jesu!
Mt 7, 9 – 12
7:9 Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet,
7:10 oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet?
7:11 Wnn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.
Die Goldene Regel: 7, 12
Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.
Obwohl der Mensch in seiner Grundhaltung auch Züge des Bösen besitzt, wird er doch seinem Kind keine Schlange geben, wenn es um einen Fisch bittet. Er wird für seine Kinder sorgen und ihnen Gutes tun.
Die dunkle Hand steht hier für das Böse, die helle für das Gute.
Hört nicht nur auf meine Worte, sondern handelt auch danach! (Fenster 49 - 56)
Mt 7, 13 – 14
7:13 Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm.
7:14 Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn.
Die beiden Fenster stehen in enger Verbindung miteinander. Die breite Masse folgt dem bequemen Weg. Einige Wenige wählen den steilen, engen Weg, der zum wirklichen Leben führt. Für sie will Gott wegweisend sein.
Mt 7, 15
Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.
Falsche Propheten treten auf: Jesus nennt hier das Bild vom Wolf im Schafspelz. So gefährden Schriftgelehrte mit ihrer Rede und Interpretation den überlieferten mosaischen Glauben.
Im Hintergrund sehen wir in Überfülle Sträucher. Stehen die Sträucher für die große Masse der Gläubigen, die lieber den Propheten im Schafspelz folgen, als dem wahren Wort?
Mt 7, 16 – 17
7:16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?
7:17 Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte.
Verkehrte Welt: Trauben wachsen an Dornen und köstliche Feigen an Disteln? Lasst euch nicht blenden, wenn falsche Propheten ihre Lehren wie „Trauben und köstliche Feigen“ anbieten. Jesus sagt: Nur ein guter Baum kann auch gute Früchte hervorbringen. Und an diesen Früchten werdet ihr sie erkennen.
Mt 7, 17 – 20
7:17 Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte.
7:18 Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten.
7:19 Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringen, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.
7:20 An ihren Früchten also werdet ihr Sie erkennen.
Wir sehen zwei Bäume und einen Korb mit Früchten. Der Baum in der Mitte ist kräftig und gesund. Er spendet gute Früchte. Der andere Baum ist krank und unfruchtbar. Deshalb wurde er gefällt, um später verfeuert zu werden. Wie ist dies zu deuten? Es ist ganz einfach: Den guten und den falschen Propheten erkennt man an seinen Worten und Taten.
Mt 7, 21 – 23
7:21 Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.
7:22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht?
7:23 Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!
Kann jeder, der „Herr, Herr“ ruft und glaubt im Namen Gottes gehandelt zu haben, ins Himmelreich eingehen? Gott gibt eine klare Antwort: „Ich habe euch nie gekannt.“ Für ihn müssen Gebet und Tun, Wort und Tat übereinstimmen. „Verba rerum proba“ – beweise deine Worte durch Taten, schreibt auch der römische Philosoph Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.).
Mt 7, 24 – 25
7:24 Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.
7:25 Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
„Ein Haus voll Glorie schauet weit über alles Land; aus ewgem Stein erbauet von Gottes Meisterhand…“, so singen wir im Gotteslob.
Die Bewohner dieses Hauses nennt Gott „klug und verständig“. Sie haben Gottes Wort gehört und zur Richtschnur ihres Lebens gemacht. Diesem Haus auf felsigem Untergrund können Unwetter nichts anhaben. Es ist nicht einsturzgefährdet.
Mt 7, 26 – 29
7:26 Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.
7:27 Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.
7:28 Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre;
7:29 denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat und nicht wie ihre Schriftgelehrten.
Die Bewohner dieses Hauses haben zwar Gottes Wort gehört, aber nicht in sich wirken lassen. Er nennt diese Bauherren „töricht“. Ihr Leben ist auf Sand gebaut. Regen, Überschwemmungen und Stürme lassen das Haus wie ein Kartenhaus zusammenfallen.