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Eine kleine Chronik der Kirche Herz Jesu

Vorbemerkung: Der folgende Text wurde aus Anlass der 75-jährigen Kirchweihe von Herz Jesu erstellt.

Vorgeschichte

Schon 1902 haben die Kirchenverwaltungen von Mundenheim (St. Sebastian) und Ludwigshafen (St. Ludwig) darüber beraten, eine weitere Kirchengemeinde zwischen den beiden Pfarrbezirken zu errichten. Am 7. März 1902 wurde der gemeinsame Beschluss gefasst, in diesem Gebiet einen Bauplatz zu sichern. Bis 1880 war das Gebiet der Pfarrei Herz Jesu noch unbesiedelt. Erst durch den vollendeten Bau der Rheinbrücke 1882 war die Voraussetzung für die Entstehung von Industriebetrieben geschaffen. So siedelten sich in den Jahren 1891 und folgende die Firmen Halberg (damals noch "Sulzer"), Walzmühle (damals noch kein Einkaufszentrum sondern eine echte Mühle), Abbott (damals noch Knoll A.G.) und Raschig an.

Erst am 10. November 1913 wurden aus Plänen Wirklichkeit, als die Kirchenverwaltung von St. Ludwig einen Bauplatz kaufte und am 3. Juli 1914 eine "Kirchenstiftung Herz Jesu" errichtete. Das Startkapital dieser Kirchenstiftung betrug damals 100 Mark. Krieg und Inflation zwangen noch einmal zum Abwarten, aber dann konnte es losgehen.

1925

Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst wurde 1925 ein Architektenwettbewerb für den Neubau der Herz Jesu Kirche ausgeschrieben. Den 1. Preis erhielt Albert Boßlet zusamen mit Karl Lochner. Den 2. Preis erhielt der Stuttgarter Architekt Hans Herkommer, der damit nicht zum Zuge kam. Bischof Ludwig Sebastian machte sich höchstpersönlich für die Verwirklichung der Pläne von Albert Boßlet stark. Da Boßlet allerdings meist in München war, überließ er die Leitung des Kirchenbaus seinem Mitarbeiter Lochner. 

1926

Der erste Spatenstich geschah am 1. Oktober 1926, einem Herz Jesu Freitag. Gebaut wurde von Hoffman Söhne, die für die Betonkonstruktion verantwortlich war, und von der Firma Joh. Schollenberger aus Mundenheim, die sich um das Backsteinmauerwerk kümmerte.

Zusätzlich zur Kirche war auch eine geräumige Unterkirche mit Saal geplant. Um ein Muster für einen Unterkirchen-Saal zu bekommen, fuhren Pfr. Husse und Architekt Lochner extra nach Wiesbaden und besichtigten dort eine, von einem Lehrer Lochners erbaute evangelische Kirche. Bei dieser Besichtigung erkannte Pfarrer Husse, dass der Saal in der Unterkirche nicht hoch genug werden würde. So beschloss er zusammen mit Lochner völlig unbürokratisch und ohne das bischöfliche Bauamt einzuweihen, den Betonblock der Unterkirche in der Höhendimension um einen Meter zu erhöhen. Dies blieb nicht nur unbemerkt, sondern führte auch zu dem gewünschten positiven Ergebnis, dass der Saal in der Unterkirche nicht gedrückt wirkt.

Die Jahre 1927 und 1928

1927

Am 23. Januar 1927 wurde der Grundstein der Herz Jesu Kirche gelegt.

In der Urkunde, die dem Grundstein beigefügt wurde, heißt es:

"Im fünfundsechzigsten Jahre nach der Konsekration der Kirche St. Sebastian und im vierundsechzigsten Jahre nach der Konsekration der Kirche von St. Ludwig, der beiden Mutterkirchen: am 23. Januar legte der Bischof von Speyer den Grundstein zu dieser Pfarrkirche, welche der besonderen Anbetung und Verehrung des Allerheiligsten Herzens Jesu geweiht werden soll."

Bischof Sebastian nahm die Grundsteinlegung feierlich in vollem Ornat vor.

1928

Im ersten Weltkrieg hatte St. Ludwig außer der ganz großen Glocke und dem Armenseelenglöckchen alle Glocken eingebüßt. Als man sich endlich Ersatz beschaffen konnte, schenkte Pfarrer Walzer der Herz Jesu Kirche das Armenseelenglöckchen, das fortan zur Messe läutete.    

Am 15. Juli 1928 war die Unterkirche als Notkirche eingeweiht worden und seitdem fanden hier regelmäßige Gottesdienste statt. Am selben Tag war auch das Pfarrhaus endlich bezugsfertig.

Im Herbst erhielt die Pfarrei Herz Jesu hohen Besuch:

Der apostolische Nuntius Eugenio Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) hatte auf seinem Weg nach Speyer, in Ludwigshafen einen Zwischenstop eingelegt und in der St. Ludwigskirche die Hl. Messe zelebriert. Dabei wurde er von Dekan Walzer auf den Kirchenneubau in Herz Jesu aufmerksam gemacht.

So entschloss er sich zu einem Kurzbesuch der Baustelle. Die Kinder der nebenan gelegenen Rheinschule versammelten sich vor der Kirche und begrüßten den Vertreter des Papstes. Pacelli ließ sich das Innere der Oberkirche, wo noch Gerüste standen, erklären, und wurde von Pfr. Husse anschließend in die Unterkirche geleitet, wo er den Segen erteilte. 

Die Kirchweihe im Jahr 1929

1929

Das Jahr begann mit einem kalten und grimmigen Winter, der jegliche Betonarbeiten an der Kirche zum Stillstand brachte. Die Durchschnittstemperaturen sanken auf - 15 C˚. Es war so kalt, dass sogar der Rhein zufror. Am 14. Februar, einem Donnerstag, hatte eine geschlossene Eisdecke Ludwigshafen erreicht.

Was für viele Ludwigshafener ein großes Spektakel war, war für die Wasservögel eine Katastrophe. Viele fanden kein Futter mehr oder froren gar fest. Zu Fuß gingen viele Ludwigshafener nach Mannheim und in Ufernähe wurden Brezel- und Würstchenbuden aufgebaut.

Am Sonntag, 21. April 1929 war es dann endlich soweit: Bischof Dr. Ludwig Sebastian konsekrierte feierlich die neue Herz Jesu Kirche. 

Am Vorabend hatte der Kirchenchor dem Bischof bereits ein Begrüßungsständchen gebracht. Bei der feierlichen Weihe am Sonntag assistierten die Pfarrer Jakob Ernst von Mundenheim und Artur Day von Friesenheim.

Beim Mittagessen waren alle Herren der Kirchenverwaltung und die Architekten versammelt. Dabei äußerte Bischof Sebastian, dass man nun auch den Turmbau in Angriff nehmen solle. Pfarrer Husse äußerte sich allerdings skeptisch, ob dies gelingen könne. Denn auch die Türme von St. Ludwig wurden seinerzeit erst 20 Jahre später vollendet. Am Abend überführte der Bischof noch die hl. Kommunion mit der neuen Monstranz aus der Unterkirche in die Oberkirche.

Obwohl Herz Jesu nun endlich eine eigene Kirche hat, findet die Fronleichnamsprozession auch 1929 noch mit St. Ludwig zusammen statt. Schließlich fehlt es noch an allem in der Pfarrei, um diesem Fest die richtige Feierlichkeit zu verleihen.

Am Christkönigsfest, dem 27. Oktober, wird zum ersten Mal das 12-stündige Gebet in der Kirche gehalten. 

Im November wird eine neue Kirchenverwaltung gewählt. Es sind die Herren Aug, Blatt, Dauer, Lieb, Litzenburger, Mauderer, Reinhard, Schmitt, Schreiner und Schuster. Änderungen gab es auch beim Kirchenchor. War es bislang ein reiner Männerchor, so wird nun ein gemischter Chor als Kirchenchor gegründet. Er heißt Pfarr-Cäcilien-Verein. Als Dirigent konnte der Lehrer Paul Lieb gewonnen werden, der Sohn des Kirchenrechners Franz Lieb. Da er auch ein guter Organist ist, scheint er eine gute Wahl für das Amt des Chorleiters zu sein.

Das Jahr klingt mit der Sylvesterpredigt "Gott will, dass alle Menschen selig werden" aus.

Die Jahre 1930-1932 - Eine neue Orgel für Herz Jesu

1930

Am 19. Juni findet zum ersten Mal in der Pfarrei Herz Jesu eine eigene Fronleichnamsprozession statt. Der Weg führt von der Kirche durch die Mundenheimer Straße zur Pfalzgrafenstraße und dann weiter zur Allee der Wittelsbachstraße. Am Schützenplatz war der erste Altar aufgestellt. Der zweite Altar stand vor dem Pfarrhaus. Die beiden anderen Stationen wurden vor dem Verlassen der Kirche an den Seitenaltären gehalten.

Am 27. Juni übergeben die Eisenbahner das von ihnen gesammelte Geld der Pfarrei als Stiftung zur Beschaffung einer großen Glocke für das Geläut von Herz Jesu.

Am 30. Juni endet die französische Besatzung in Ludwigshafen.

Da die Arbeitslosigkeit immer mehr zunimmt, wird in der Unterkirche das Projekt "Arbeitslosenhilfe" eingerichtet. Unter der Leitung von Herrn Metzger und Herrn Rohrhirsch, beide Ingenieure bei den Pfalzwerken, beschäftigen sich eine ganze Reihe von Männern, um Klappstühle für den Saal in der  Unterkirche anzufertigen.

Außerdem werden Weihnachtskrippen gebaut, die bei einer Ausstellung in der Unterkirche alle verkauft werden können.

1931

Am 12. Juli findet die Doppelprimiz der beiden Neupriester Ludwig Litzenburger und Erich Wilhelm statt. Die ganze Pfarrei freut sich über dieses schöne Ereignis.

Im Herbst beginnt auch der Gottesdienst in der neu errichteten Simultankapelle des Amtsgerichtsgefängnisses. Jede Woche findet dort jetzt im Wechsel mit den Protestanten ein Gottesdienst statt.

1932

Um die Interimsorgel auf der Empore abzulösen, wird im April eine neue Orgel bei der Firma Klais in Bonn in Auftrag gegeben. Der Organist Paul Lieb hat sich dazu vielfältige Orgelkenntnisse angeeignet und gemeinsam mit Herrn Klais eine geeignete Disposition erarbeitet. Im September ist es dann soweit. Arbeiter aus Bonn stellten sie aus den gelieferten Einzelteilen zusammen und am 23. Oktober kam der Bischof von Speyer zur feierlichen Orgelweihe.

Die Jahre 1933-35

1933

Das Jahr beginnt mit einem großen Konzert auf der neuen Orgel durch den Kölner Domorganist Bachem am 8. Januar.

Wenig später, am 30. Januar schreibt Pfr. Husse mit Schrecken in die Pfarrchronik: "Was seit langem befürchtet werden mußte, was man dennoch für unmöglich halten wollte, ist nun Wirklichkeit geworden. Heute wurde Adolf Hitler mit dem Amte des Reichskanzlers betraut. Welches das Schicksal unserer Kirche in unserem Vaterlande nun sein wird, läßt sich schwer voraussagen. Wir wollen auf Gottes Vorsehung vertrauen."

1934

Vom 14. Januar ab werden fünf Gottesdienste am Sonntag vormittag gehalten: um 6.30 Uhr, 7.45 Uhr, 9.00 Uhr, 10.00 Uhr und um 11.15 Uhr. Der Gottesdienst um 9.00 Uhr soll vor allem Kindergottesdienst sein, weil die frühere Stunde dabei hilft, das Nüchternheitsgebot für die Kommunion einzuhalten. Am 15. April findet nicht nur die Firmung in der Herz Jesu Kirche statt, sondern der Bischof führt zugleich auch die Visitation durch.

Dank zahlreicher Spenden konnte ein kleiner Antonius-Altar ins rechte Seitenschiff gestellt werden. Die Antoniusstatue ist ein Werk der Münchener Künstlerin Baronin Margit von Stengel.

1935

Bei einer öffentlichen Haus- und Straßensammlung für die Caritas waren 200 Sammlerinnen und Sammler mit großem Erfolg im Einsatz. Kaplan Wokart, der zuletzt Caritassekretär war, verlässt das Pfarrhaus und wird Pfarrer in Homburg. An Pfingsten wird er mit vielen guten Wünschen verabschiedet. An Pfingsten wird auch ein neues Messgewand aus Rohseide in den Dienst genommen. Der Entwurf stammt von Gertrud Huber in Freiburg und wurde ausgeführt von Frau Annemarie Roth, einer geschickten Nadelarbeiterin der Pfarrei.

Die Fronleichnamsprozession fällt wegen starken Regens ins Wasser.

Schlossermeister Hemmer fertigt nach einem Entwurf von Architekt Lochner einen einfachen aber formschönen Ständer aus Messing. Zwei große Glasschalen, eine in rot und eine in violett, werden beschafft und ergeben zusammen mit dem Ständer das neue Behältnis für das ewige Licht. So entsteht eine unauffällige, aber wertvolle Bereicherung des Chorraums auf der Evangelienseite des Chores. Kaplan Feldbausch, dem die Gründung einer Gruppe von Hausangestellten zu verdanken war, wird leider an die Oberrealschule nach Kaiserslautern abberufen.

In Folge der politischen Gegebenheiten gehen dieses Jahr viel weniger Kinder zur stillen Erstkommunion an Weihnachten als bisher.

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