Sonntag, 29. Dezember 2024

80. Jahrestag der Zerstörung der Kirche St. Ludwig am 5. Januar

(c) Stephan Geyer

(c) Archiv St. Ludwig

(c) Archiv St. Ludwig

Glockenläuten aller Kirchen unserer Pfarrei sowie der Glocken im Lutherturm

Am 5. Januar jährt sich zum 80. Mal der Tag, an die die Kirche St. Ludwig zerbombt wurde.

Prälat Martin Walzer schreibt damals in seinem Tagebuch:
"Am 7. Januar 1945 musste ich meinen auswärtigen Pfarrkindern folgendes mitteilen:

Am 5. Januar, am Herz-Jesu-Freitag, nahe 3 Uhr (15 Uhr), in der Sterbestunde unseres Heilandes wurde unsere liebe St. Ludwigskirche ein Opfer des Krieges. Nur die Türme blieben erhalten. Sie wird wieder auferstehen.

In tiefer Trauer grüßt euch euer Pfarrer und die Pfarrgemeinde von St. Ludwig

Ein Tagesangriff der Amerikaner war bereits vorbei, als ein englisches Lancaster-Flugzeug die Kirche am hinteren Eingang mit einer schweren Bombe (Luftmine) traf und zerstörte. Viel Freud und Leid liegt unter den Trümmern dieser Kirche begraben. Am 1. März wurde unsere mühsam hergerichtete Notkapelle im ehemaligen Kindergartensaal das Opfer einer Luftmine. Wir suchten für unseren Gottesdienst zunächst Zuflucht im Pfarrhaus und bald in der erhaltenen Sakristei der Kirche.

Die Bevölkerung verließ, soweit es möglich war, nunmehr die zu einem Trümmerfeld und einer Hölle gewordenen Stadt. Als Mitte März General Eisenhower der Stadt mit einem alles, auch die Bunker vernichtenden Bombardement drohte, verließ der Pfarrer und die Schwestern die Stadt, um in Rheinzabern (Pfarrer) und in Sondernheim (Schwestern) und in Meckenheim, später auch in Niederkirchen im Pfarrhaus Zuflucht zu finden. Trotz meines Abratens blieben Kaplan Vinzent und die Krankenschwester Piaton zurück und erlebten in der Stadt schwere Stunden bis zur letzten Kriegsstunde und dem Einmarsch der Amerikaner. Bei diesen Kämpfen wurde das Pfarrhaus noch einmal von 2 Artillerietreffern beschädigt.

Mit dem Einzug der Amerikaner hörte für Ludwigshafen der Krieg auf und auch das 3. Reich!! Die hinterhältigste, gemeinste Kirchenverfolgung, die menschgewordenen Lüge, der geschichtliche Sammelpunkt aller Niedertracht hatte sein Ende gefunden."

Soweit der Tagebucheintrag von Martin Walzer. Anlässlich des 80. Jahrestages der Zerstörung unserer Kirche St. Ludwig werden zum Gedenken an dieses Ereignis unsere Kirchenglocken läuten:

Sonntag, 5. Januar 2025, nachmittags
von 14:50 Uhr bis 15:00 Uhr in St. Ludwig und im Lutherturm sowie
von 15:00 Uhr bis 15:10 Uhr in St. Sebastian und in Herz Jesu

Durch dieses gemeinsame Läuten zeigt sich die Verbundenheit all unserer Gemeinden, bilden wir mittlerweile mit St. Ludwig gemeinsam die Pfarrei Hll. Petrus und Paulus, sowie zu unserer evangelischen Schwestergemeinde.

In allen Kirchen erklingen jeweils die beiden am tiefsten gestimmten Glocken. Dies sind in St. Ludwig die Glocken "JESU CHRISTE - DONA NOBIS PACEM" (Jesus Christus, gib uns Frieden) und "UNA SANCTA ECCLESIA - UT OMNES UNUM SINT" (Dass alle eins seien), in Herz Jesu "ICH BIN DER WEINSTOCK, IHR SEID DIE REBEN" (Joh 15,5) und "MEINE SEELE PREIST DIE GRÖSSE DES HERRN" (Lk 2,46 f.) sowie in St. Sebastian die Christusglocke und die Petrusglocke. Bezogen auf die Glocke "UNA SANCTA ECCLESIA - UT OMNES UNUM SINT" hat Pfr. Paul Langhäuser (Pfarrer an St. Ludwig von 1971 bis 2006) gesagt: "Die Glocke mahnt uns, alles zu tun, damit Katholiken und Protestanten, Christen, Juden und Moslems, Deutsche und Ausländer, Einheimische und Zugezogene, Jung und Alt, eins seien als Kinder Gottes." Dieser Satz hat bis heute nicht an Bedeutung verloren.

Rolf Deigentasch