Donnerstag, 10. April 2025
100stes Jahresgedenken am 12. April 2025
Am 12. April 1925 wurde Pfarrer Martin Walzer mit dem Ehrentitel "Päpstlicher Geheimkämmerer" und dem Titel "Monsignore" durch Papst Pius XI. ausgezeichnet.
Der ehemalige Ludwigshafener Stadtrat Karl-Heinz Jungblut verfasste in seiner Dokumentation über Martin Walzer diese zusammengefasste Würdigung:
Selten zuvor ist es einem Menschen gelungen, der Berufung zum Priester und Seelsorger in so vielfältiger Weise nachzukommen, dass man ihn hätte auch vergleichen können mit einem Organisator par excellence, Politiker, Bauherrn, Architekten, Ratgeber und dies noch in einer Zeitepoche die vom Kaiserreich, dem 1. Weltkrieg, der französischen Besatzungszeit, der Weimarer Zeit, dem 2. Weltkrieg bis hin zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland reichte. Dazwischen die Nazi Diktatur mit Verboten, Verfolgungen, Verhöre, Aufrüstung, Krieg und Vernichtung.
Das Licht der Welt erblickte Martin Walzer am 17. Mai 1883 als Sohn einer frommen Kleinbauernfamilie in Büchelberg im Bienwald, nahe der elsässischen Grenze - in der guten alten Zeit im eigentlichen Sinne, in Deutschland ein fester Begriff. Es waren die Friedensjahre zwischen 1871 und 1914, die Kaiserzeit, in der noch alles heil, sauber und geordnet erschien und in der die Eier nur 3 Pfennige das Stück kosteten!
Der junge Martin Walzer erlebte seine Jugendzeit mit Schule und Studium. Bis Bischof Konrad Busch in Speyer Martin Walzer am 13. August 1906 zum Priester weihte und der junge Südpfälzer seine Berufung als Seelsorger an mehreren Orten seiner Pfälzer Heimat, in Stadt- und Landgemeinden antrat und ihr nachkommen konnte.
Am 11. September 1923 erhält Martin Walzer durch Bischof Dr. Ludwig Sebastian die Beauftragung als Pfarrer für Pfarrei Sankt Ludwig in Ludwigshafen. Damals bestand die Pfarrei aus 14.000 Katholiken.
Am 12.04.1925 zeichnete ihn Papst Pius XI. mit der Würde eines Päpstlichen Geheimkämmerers aus.
Seine zuvor gemachten Erfahrungen mit der Politik, Kampf gegen die Willkür der Separatisten, setzte er fort und wurde aktiv in der Unterstützung für die katholischen Priester, wo er viele Jahre in der Vorstandschaft des Priestervereins der Diözese Speyer mitwirkte.
Erst war es die in der Pfalz neu gegründete Bayerische Volkspartei und später die Zentrumspartei. Die Nazis kamen 1933 an die Macht. Diese versuchten, den unerschrockenen und mutigen Monsignore von Sankt Ludwig gefügig und mundtot zu machen. Bei Kriegsende 1945, Deutschland lag am Boden, seine Pfarrei und die Kirche zerstört, suchten die Alliierten u. a. seine Unterstützung zum Wiederaufbau der Stadt, die in den 23 Jahren zu seiner Heimat geworden war. Ihm vertraute man.
Die Alliierten hatten nicht vergessen, dass Walzer jedes Unrecht gegen sein Volk bekämpfte. Er unterstützte die Besatzer nach den beiden Weltkriegen in jeder Hinsicht, solange es dem Volke von Nutzen war. Nicht umsonst sagte man ihm frankophiles Verhalten nach.
Wenn man ihn in Ludwigshafen liebevoll den „Königs-Walzer“ nannte, so lag das an seiner persönlichen Beziehung und Verbindung zu einzelnen Personen des bayerischen Königshauses, den Wittelsbachern, die immer ein offenes Ohr für Walzers Sorgen hatten und die daraus entstandene Hilfe, letztendlich den in Not geratenen Menschen in der Region zugutekam.
Am 1. April 1957 ging Prälat Walzer in den Ruhestand, den er bis zu seinem Tod in Ludwigshafen-Gartenstadt verbrachte. Am 28. Februar 1958, im 75. Lebensjahre, verstarb Monsignore Martin Walzer. Ihm waren nur 11 Monate Ruhestand vergönnt. Er wurde in seinem Geburtsort Büchelberg unter großer Anteilnahme beigesetzt.
Durch sein Wirken im kirchlichen wie im öffentlichen Raum gehörte er zu den profiliertesten Priestergestalten der Diözese Speyer.
Fast sein halbes Leben - 35 Jahre - war er unser Pfarrer und Prälat an St. Ludwig.
Rolf Deigentasch